Sylt I: „Amerika den Amerikanern“ (James Monroe, US-Präsident, 1823) – „Asien den Asiaten“ (Sun Yat-Sen, nachmals erster Präsident der Chinesischen Republik, 1904) – „Die Türkei den Türken“ (Kemal Atatürk, Gründer der modernen Türkei, 1922) – „Europa den Europäern“ (Richard Coudenhove-Kallergi, Gründer der Paneuropa Union, 1923) – „China den Chinesen, Deutschland dem deutschen werktätigen Volk!“ (Kommunistische Partei Deutschlands, 1925) – „Österreich den Österreichern!“ (Sozialistische Partei Österreichs, 1948).
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Zeichen des Alters: Keine Empörung mehr über die Tyrannen, denen man in Kindheit oder Jugend ausgeliefert war, keine Scham mehr über das Versagen, wenn man nicht widerstanden hat.
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Bildungsbericht in loser Folge: „Wenn ein Kind bis zum fünften, sechsten Lebensjahr nicht anständig gefördert wird, holt es in der Schule nicht mehr auf. Deshalb einfach das Niveau zu senken, ist jedenfalls nicht die Lösung. Es nützt nichts, wenn die Universitäten geflutet werden von Leuten, die da letztlich nichts verloren haben und gleichzeitig niemand mehr Handwerker werden will. Da werden den Kindern auch Illusionen vorgegaukelt, die nicht eingehalten werden können. Dazu tragen auch die Noten bei. Heutzutage gibt es Gymnasien, auf denen 54 Prozent der Abiturienten einen Einserschnitt haben. Bei mir hatte damals der Beste die Note 2,4!“ (ehemaliger Lehrer, in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt, der seinen Namen aufgrund der Treuepflicht gegenüber dem Dienstherrn nicht nennen will)
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Die Stadt Genf hat eine neue Kampagne eröffnet, zu der gehört auch ein Flugblatt mit der suggestiven Frage „Wußtest Du, daß LGBTIQ+-Personen in besonderem Maß durch den Klimawandel betroffen sind?“ Falls man um die Antwort verlegen sein sollte, kann man den zugehörigen QR-Code öffnen und erfährt dann, daß der Kreis der Betroffenen wegen struktureller sozialer, wirtschaftlicher und medizinischer Benachteiligung dazu verdammt ist, durch Erderwärmung, Luftverschmutzung und Umweltkatastrophen in außergewöhnlichem Maß in Mitleidenschaft gezogen zu werden, weshalb die Kommune geeignete Aufklärungs- und Vorbereitungsmaßnahmen für den Ernstfall treffe.
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Das Titelblatt des Spiegels aus Anlaß von 75 Jahren Grundgesetz – schwarzrotgoldenes Tuch, hinter dem sich deutlich das Hakenkreuz abzeichnet, dazu die Zeile „Nichts gelernt?“ – erinnert daran, was Arnold Gehlen zu den wenigen klaren Kriterien des Konservativ-Seins rechnete: Abstand vom „Deutschen Nachrichtenmagazin“ halten.
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Nur Mut: Jessica Tapia, eine kalifornische Lehrerin, die voriges Jahr von der High School, an der sie bis dahin beschäftigt war, entlassen wurde, hat eine Entschädigung in Höhe von 360.000 US-Dollar erhalten. Ursache für den Konflikt mit ihrem Arbeitgeber war eine Kampagne, ausgelöst durch Postings, in denen sie eine christliche und konservative Position gegen die Gender-Ideologie vertreten hatte. Daraufhin von der Schulleitung gefragt, ob sie Jungen, die sich als „trans“ definierten, im Sportunterricht erlauben werde, die Umkleidekabinen der Mädchen zu benutzen, verneinte sie, was ihren Rauswurf zur Folge hatte.
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Aus einer vertraulichen Studie des französischen Service statistique ministériel de la sécurité intérieure (SSMSI) geht hervor, daß die Zahl der versuchten Tötungsdelikte zwischen 2016 und 2022 um 59 Prozent gestiegen ist. Allein im Jahr 2023 gab es 1.010 Mordfälle und 3.584 Mordversuche. Auffällig ist weiter die disproportionale Zunahme der Messerangriffe. Zwischen 2019 und 2021 wurde ein Anwachsen der Messermorde um 29 Prozent registriert. Allein im Jahr 2020 hat man 44.000 Messerangriffe verzeichnet, das heißt 120 pro Tag. Das alles läßt nichts Gutes ahnen im Hinblick auf die kommenden Olympischen Spiele in Paris. Ein Sicherheitsmanager des Standorts La Villette wird mit der Aussage zitiert: „Wir haben Angst vor einer katastrophalen Situation. Wir wissen, daß die Geheimdienste ständig in Alarmbereitschaft sind.“
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Sylt II: Michael Hanfeld hat in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Ausgabe vom 31. Mai) einen sehr klugen Kommentar zu jener Methode des „Doxing“ geschrieben, mit der in den Sozialen Medien, flankiert von Bild und Böhmermann, die jungen Leute moralisch zur Strecke gebracht wurden, die betrunken auf der Tanzfläche einer Sylter Bar politisch entgleist sind. Einzig in die Wirksamkeit von Hanfelds Schlußappell im Hinblick auf das „Doxing“ – „Für Demokraten sollte es sich als Mittel der Auseinandersetzung verbieten“ – fehlt mir der Glaube. Derlei hat mit politischer Orientierung nichts zu tun, sondern mit Anstand.
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Die Schnittmenge, die ich mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Hinblick auf Politisches oder Persönliches habe, scheint mir eher klein. Aber an einem Punkt sind wir einig: Egal, wie alt wir werden, wir werden nicht aufhören zu nerven!
Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 21. Juni in der JF-Ausgabe 26/24.