© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/24 / 07. Juni 2024

Zeitschriftenkritik: Cato
Steinmeier, Wagenknecht und Hegel
Werner Olles

Europas Zukunft sichern!“ fordert Cato-Chefredakteur Ingo Langner in seinem Vorwort zur aktuellen Ausgabe des zweimonatlich erscheinenden „Magazins für Neue Sachlichkeit“. Es gelte die Islamisierung aufzuhalten, die Unterwerfung unter die LGTB-Agenda zu beenden, die Kernkraft zu fördern und unsere christlichen Wurzeln in die Europäischen Verträge aufzunehmen. Dabei verstehe es sich von selbst, daß diese Forderungen auf maximalen Widerstand stoßen.

Karlheinz Weißmann knöpft sich in einem Rezensions-Essay das Pamphlet „Wir“ von Bundespräsident Steinmeier vor. Was er darunter versteht ist leicht erklärbar. „Demokratieverächter, Geschichtsrevisionisten und Rechtspopulisten mit kalter Siegermiene“, die ihre wahre Gesinnung „im bürgerlichen Gewand“ verbergen, gehören jedenfalls nicht dazu, „muslimisches Deutschsein“ ist dagegen in unserem „Land mit Migrationshintergrund“ längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Weil es dabei um nichts anderes als „ideologisches Kalkül“ gehe, zitiert Weißmann einen „klügeren Sozialdemokraten als Steinmeier“, Hermann Heller, der betonte, daß keine Nation ohne eine gewisse Homogenität bestehen könne, die durch gemeinsame Geschichte und gemeinsame Überlieferung gegeben sei. Falle diese weg, wachse die Versuchung, Homogenität durch Zwang und Indoktrination herzustellen.

Im Interview mit Klaus-Rüdiger Mai, Germanist, Philosoph und Sahra-Wagenknecht-Biograph, beschreibt dieser ihre Wirkung, die im deutschen politischen Betrieb einzigartig sei, weil sie jene Sehnsucht nach dem authentischen Politiker verkörpere, die viele Deutsche vermißten. Was von fern wie Selbstdarstellung aussehe, sei eher „Selbstmystifikation“, die darauf abziele, sich als alleinstehend, als erratisch, als das Wahre, als die Ehrliche und diejenige zu inszenieren, die auch gegen die eigene Partei agiere und damit auch Erfolg habe. Wagenknechts Lösungsvorschläge bezeichnet Mai aus seiner Sicht als „fragwürdig“.

Der niederländische Soziologe Eric Hendriks analysiert in seinem Beitrag „China gut, Westen schlecht“ die Begeisterung, die leider auch zahlreiche Konservative und Rechte für China inklusive der Kommunistischen Partei teilen. Die Gegenüberstellung der „chinesischen Metaphysik der Harmonie“ mit der „westlichen Metaphysik des Kolonialismus“ entlarvt er als „dichotomes Denken einer panasiatischen Tradition“, die Hegels „Weltgeist“ für die kosmopolitische Macht Chinas in Anspruch nehme, andererseits die Kriegstrommel rühre, wenn es um den Taiwan-Konflikt gehe.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit der Engelbert Dollfuß-Tragödie und dem Atheismus als Phänomen der westlichen Welt.

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