Das Rentenpaket II der Ampel ist das Gegenteil von Generationengerechtigkeit. Denn während das Rentenniveau bei 48 Prozent der durchschnittlichen Lohneinkommen stabilisiert wird, steigt die Beitragslast weiter an: von derzeit 18,6 Prozent auf 20,2 Prozent (2030) bzw. 21,3 Prozent bis 2040. Damit wird das 2004 von der damaligen rot-grünen Koalition eingeführte Nachhaltigkeitsprinzip in der Altersvorsorge gekippt: Statt einer fairen Verteilung der steigenden Alterslast auf Rentner und Erwerbstätige werden jetzt allein letztere belastet, allerdings erst in den kommenden Jahren. Vermutlich erhofft man sich davon Vorteile bei der nächsten Bundestagswahl, da die Rentner erst mal beruhigt sind und die Kosten dafür noch nicht direkt im Geldbeutel der Beitragszahler sichtbar werden.
Als scheinbaren Ausgleich hat FDP-Finanzminister Christian Lindner seine Idee einer zweiten, kapitalgedeckten Säule in das Reformpaket eingebracht. Dieses „Generationenkapital“ soll schrittweise auf 200 Milliarden Euro anwachsen und in Aktien investiert werden, deren Dividenden dann später die Rentenversicherung entlasten. Und zwar sollen sie allein zur Senkung der Beitragslast verwendet werden, da das Rentenniveau ja festgelegt wurde. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat in seinem Jahresgutachten 2023/24 ausgerechnet, was das konkret bedeutet. Demnach könnte der Beitragssatz ab 2037 um etwa 0,5 Prozentpunkte niedriger sein als ohne den Fonds, wäre damit aber immer noch gut zwei Prozentpunkte höher als aktuell. Das Ganze ist also kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auch sonst halten die Wirtschaftsweisen nicht viel von der Idee. Denn irgendwo müssen ja die Mittel von rund zehn Milliarden Euro jährlich herkommen, mit denen der Fonds aufgebaut werden soll. Zwar könne der Bund seine Beteiligungen bei Post, Telekom und Commerzbank dort einbringen. Aber dann fehlen im Bundeshaushalt eben auch deren Dividenden von 1,5 Milliarden Euro jährlich, da diese fortan in die Rentenversicherung fließen. Außerdem sei eine so wenig diversifizierte Fondsstruktur zu riskant, gerade in der Altersvorsorge. Also werden den Fonds wohl die Steuerzahler und damit die Erwerbstätigen selbst finanzieren müssen. Das sagt die Ampel allerdings nicht dazu.