Kaum stand das Wahlergebnis in Südafrika fest, brachte der Sprecher der uMkhonto weSizwe (MK)-Partei, Nhlamulo Ndhlela die Unzufriedenheit der Partei des Ex-Präsidenten Jacob Zuma mit der Wahl zum Ausdruck. Vor allem äußerte Ndhlela Bedenken hinsichtlich der Wahlergebnisse und verwies auf Vorfälle wie verbrannte Wahlurnen in Mpumalanga und stellte die Gültigkeit der von der südafrikanischen Wahlkommission (IEC) abgegebenen Erklärungen in Frage.
„Was ist mit diesen Stimmen passiert? Das müssen wir wissen“, forderte der MK-Sprecher und hob hervor, daß trotz der mehr als zehn Einsprüche der MK-Partei keiner der Einsprüche von der IEC bestätigt worden sei. Ndhlele teilte dann mit, daß seine Partei mit 18 politischen Parteien Gespräche über einen möglichen Boykott der ersten Sitzung der Nationalversammlung führe.
Dem amtlichen IEC-Wahlergebnis zufolge erhielt Zumas neue MK-Partei 14,6 Prozent der Stimmen und besetzt 58 der 400 Sitze im Parlament. In der Provinz KwaZulu-Natal gewann die MK-Partei sogar. „Jacob Zuma war für uns in KwaZulu-Natal immer ein wichtiger Faktor. Als er seine politische Partei gründete, wußten wir, daß er uns Stimmen wegnehmen würde“, erklärte der Generalsekretär der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongreß (ANC), Fikile Mbalula, und fügte hinzu: „Ja, Zuma hat uns die Mehrheit gekostet.“
Demokratische Allianz will Weltuntergangskoalition verhindern
Nach 30 Jahren Alleinregierung erhielt der ANC 40,2 der Stimmen (159 Sitze, minus 71) und muß nun eine Koalitionsregierung aushandeln. Doch Präsident Cyril Ramaphosa zeigte sich im Anschluß staatstragend und bezeichnete die Ergebnisse der nationalen Wahlen und der Provinzwahlen 2024 als einen „Sieg für die Demokratie, der verfassungsmäßigen Ordnung und für alle Menschen in Südafrika“.
Parallel dazu betonte der 71jährige, daß die Bürger durch ihre Stimme klar und deutlich gezeigt hätten, daß die „Demokratie des Landes stark, robust und beständig“ sei. „Sie haben den Ruf erklingen lassen, der über Generationen hinweg ertönt ist: Das Volk soll regieren .... unser Volk hat gesprochen. Wir, die Führer der politischen Parteien und alle, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, haben die Stimmen unseres Volkes gehört, und wir müssen ihre Wünsche respektieren.“
Der Präsident rief die politischen Parteien auf, die Wahlergebnisse anzuerkennen, da sie den Willen des Volkes widerspiegelten. Die Menschen in Südafrika erwarteten von ihren Führern, daß sie zusammenarbeiten, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Sie erwarten von den Parteien, für die sie gestimmt haben, daß sie eine gemeinsame Basis finden, ihre Differenzen überwinden und zum Wohle aller handeln und zusammenarbeiten.
Die oppositionelle Demokratische Alllianz, die ihr Wahlergebnis von 2019 nur um einen Prozentpunkt auf nun 21,8 Prozent (87 Sitze; plus 3) steigern konnte hatte schon früh signalisiert, daß sie für Koalitionsgespräche bereitstünde. „Die DA wird es zu unserer obersten Priorität machen und absolut alles in unserer Macht stehende tun, um zu verhindern, daß eine ANC-EFF-MK-Weltuntergangskoalition an die Macht kommt“, erklärte der DA-Vorsitzende John Steenhuisen mit Hinblick auf eine mögliche Regierungsbeteiligung von Julius Malemas („Kill the Boer, Kill the Farmer“) Economic Freedom Fighters (EFF), die leichte Verluste hinnehmen mußten und mit 9,5 Prozent (39 Sitze; minus fünf) auf dem vierten Platz liegen.
Das große Ziel der DA, mit Hilfe der Multi-Parteien-Charta (MPC), die ursprünglich „Moonshot Pact“ genannt wurde, in dem sich die ActionSA (1,2 Prozent; 6 Sitze), die Inkatha Freedom Party (IFP , 3,9 Prozent, 17 Sitze (plus 3), Freiheitsfront Plus (FF Plus; 1,4 Prozent; 6 Sitze, minus 4) und andere kleinere Parteien zusammengeschlossen hatten, um gemeinsam 50 Prozent plus 1 zu erreichen, scheiterte jedoch mit 30 Prozent auf ganzer Linie.
ANC ist darüber gespalten,
mit wem man koalieren will
Die Koalitionsgespräche verliefen noch am Dienstag zäh, erklärte der Nationale Exekutivausschuß des ANC und berichtete, daß die über 80 Mitglieder tief gespalten seien. „Wir sind fest vereint und konzentrieren uns weiterhin darauf, das Mandat, das uns von unserem Volk erteilt wurde, zu nutzen, um ein besseres Leben für alle zu schaffen“, so die Partei. Die südafrikanische Verfassung gibt dem ANC für die Wahl eines Präsidenten lediglich 14 Tage Zeit.