Herr Stürzenberger, wie geht es Ihnen jetzt?
Michael Stürzenberger: Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Und die sieben Messerstiche, die ich abgekriegt habe, hinterlassen keine bleibenden Schäden. Polizisten sind vor der Tür. Es gab Ankündigungen im Internet: ‘Wir werden das jetzt vollenden, also das Tötungswerk’, was der afghanische Messerstecher gestern nicht geschafft hat.
Wie haben Sie denn den Angriff erlebt?
Stürzenberger: Es war völlig überraschend und unerwartet. Wir waren in den Aufbauarbeiten und keiner rechnete damit.
Im Netz kursieren Behauptungen, der (inzwischen tote, Anm.d.R.) Polizist hätte falsch reagiert. Statt den Attentäter hätte er einen Kollegen von Ihnen zu Boden gebracht?
Stürzenberger: In einer Videoperspektive konnte man das annehmen. Aber er hat tatsächlich den Mann mit blauem Pullover weggezogen, der auf den Falschen eingeschlagen hat. Das wird erst durch eine zweite Kameraperspektive deutlich.
In einem Video sprechen Sie von einem auffälligen bärtigen Mann, der sie beschimpft. Der habe gerufen, hoffentlich werdet ihr bald verboten. War das der Attentäter?
Stürzenberger: Das war jemand anderes. Aber das ist eine Standardaussage. Wenn mal Scharia herrscht, dann werden natürlich keine islamkritischen Kundgebungen mehr genehmigt. Die einen sprechen es nur aus, und andere schreiten zur Tat und töten Kritiker. Das ist Tradition des politischen Islams. Auch der Prophet Mohammed ließ Kritiker töten. Deswegen ist es so wichtig, daß wir den politischen Islam endlich aus der Welt schaffen. Die Scharia darf keine Anwendung mehr finden. Aber ich sehe beim besten Willen dafür keinerlei Ansätze.
Einer ihrer Mitstreiter meint, der Attentäter sei Salafist, und diese Attacke sei gezielt gewesen.
Stürzenberger: Es kann gut sein, daß es solche Planungen gibt. Es wird auf jeden Fall in Zukunft noch viel gefährlicher werden, diese Aufklärungskundgebungen zu machen.
Viele fragen sich ja auch, wie Sie das aushalten und warum Sie überhaupt diesen jahrelangen Weg in die Öffentlichkeit suchen?
Stürzenberger: Für mich begann es bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 los. Da habe ich mich gefragt: Warum fliegen die Menschen Flugzeuge in Wolkenkratzer um Tausende andere zu töten? Über Presseberichte habe ich erfahren, daß die Täter ihr Tun mit Koranversen legitimieren. Dann habe ich den ganzen Koran gelesen und gesehen: Wir haben ein Problem. Diese ganzen Kampf- und Tötungsbefehle stehen im Koran drin. Ich hoffe, daß das Thema bald auch in den Mainstreammedien diskutiert wird.
Das ist ein Auszug dieses JF-Interviews: youtube.com/watch?v=lVRTOOmnAW4