© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/24 / 07. Juni 2024

Aufgeschnappt
Wir wollen den alten Caprivi wiederhaben
Matthias Bäkermann

Es gibt mal wieder Ärger mit dem kolonialen Erbe, diesmal mit dem Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien von 1890. Darin wurden nicht nur Ansprüche auf Sansibar und Helgoland neu sortiert, sondern Berlin ein Platz an der Sonne, genauer am Sambesiufer, zugesprochen. Seitdem führt ein Landzipfel von der Kolonie am Atlantik bis zum weit östlich gelegenen afrikanischen Fluß, benannt nach Bismarcks Nachfolger Leo von Caprivi. Die Entscheidung der Regierung des heutigen Namibias, diesen Namen 2013 in „Sambesi-Region“ zu ändern, führte nun zu Protesten von „Capriviern“. Wie der Windhoek Observer meldet, protestierten diese am 16. Mai während einer amtlichen Sitzung in Katima Mulilo dafür, die Umbenennung zurückzunehmen und zudem die alte Regionalgrenze westlich des Okawango wiederherzustellen. „Die Namensänderung von Caprivi zu Sambesi ist dazu bestimmt, unsere Identität und Geschichte zu zerstören“, klagte die Gruppe. Daß sie zur Übergabe ihrer Petition an Namibias Präsidenten jedoch gleich das Schild „Sambesi“ abmontierten, ging Regionalgouveneur Lawrende Sampofu zu weit. Ordnung und Recht seien einzuhalten, mahnte er. Das hätte wohl auch dem alten Caprivi gefallen.