Zu: „Ausbruch aus der Selbstsucht“ von Wolfgang Müller, JF 21/24
Unbefriedigende Rezension
Die hier vorgetragene Sicht auf das Buch des Greifswalder Romanisten Reinhard Bach „Caspar David Friedrich und Ernst Moritz Arndt. Identitätssuche im Epochenumbruch“ kann nicht befriedigen. Denn soweit ich sehe, hat bisher kein anderer Autor die lebenslange Freundschaft zwischen Arndt und Friedrich derart tiefgründig beleuchtet. Dies gilt auch für Bachs ungewöhnlichen, aber doch überzeugenden Ansatz, die Wurzeln der Frühromantik in den politischen und philosophischen Auseinandersetzungen der Spätaufklärung (er nennt es „Ethikdebatte“) zu suchen und dabei die besondere Rolle Immanuel Kants herauszuarbeiten. Hilfreich fand ich auch Bachs Bemühen, die vielfältigen Dimensionen jenes „Epochenumbruchs“ nachzuzeichnen und dies mit der „Identitätsfindung“ und dem Sendungsbewußtsein der beiden Zeitgenossen zu verbinden.
Peter Gomoll, Greifswald
Zum Forum-Beitrag: „Phantomschmerz im Kreml“ von Hans-Christof Kraus, JF 21/24
Befremden und Erschrecken
Mit Befremden las ich die Aussage, „massivste militärische Unterstützung der Ukraine“ sei geboten. Glaubt Professor Kraus allen Ernstes, Rußland sei noch zu besiegen? Sieht er nicht die Gefahr der sinnlosen Verlängerung eines nicht zu gewinnenden Krieges, die Gefahr einer fürchterlichen Eskalation? Zutiefst erschrocken las ich aber seine zweite Aussage: Der Ukrainekrieg sei eigentlich ein Krieg um die Grenze zwischen Ost und West und es liege im dringenden Interesse des Westens und Deutschlands, diese Grenze „möglichst weit nach Osten zu verschieben“. Etwa nach Rußland hinein? Würden die Russen nicht alles tun, alle Kräfte mobilisieren, um so etwas zu verhindern? Bestünde dann nicht die Gefahr eines ganz großen Krieges, von dem auch Deutschland betroffen wäre?
Gute Politik blickt weit in die Zukunft. Rußland ist ein riesiges Land mit einem überreichen Vorrat an Bodenschätzen. Das Ziel der deutschen Politik muß also sein: möglichst schnelle Beendigung des Ukrainekriegs durch Verhandlungen und danach gute Nachbarschaft mit Rußland zu beiderseitigem Nutzen. Will Putin nach Westen vorstoßen und sein Imperium auf Europa ausdehnen? Wohl kaum! Er riskierte dann die Zerstörung Rußlands.
Wolfgang Illauer, Neusäß-Westheim
Stark verkürzte Sicht
Wie war das damals bei der Kubakrise? Ach ja: Die bösen Russen wollten auf Kuba Atomraketen stationieren, die amerikanische Städte innerhalb von Minuten erreichen konnten. Die guten USA unter Kennedy reagierten mit Seeblockade und Atomkriegsdrohung und zwangen so die bösen Russen zum Rückzug. Und wie war es wirklich?
Zuerst hatten die guten USA in der Türkei Mittelstreckenraketen stationiert, die russische Städte innerhalb weniger Minuten erreichen konnten. Als Reaktion begann das böse Rußland mit der Aufstellung entsprechender Raketen auf Kuba. Hinter dem Theaterdonner der Kubakrise gab es Geheimverhandlungen, in deren Folge beide Seiten ihre Raketen abzogen. Nochmal zum Mitschreiben für Langsamdenker: Auslöser des Konflikts waren die guten USA! Die vollständige Geschichte wird aber selten erzählt. Analog ist auch beim Ukrainekrieg das vollständige Bild von Ursache und Wirkung einschließlich der Vorgeschichte in den Blick zu nehmen. Der genannte Artikel leistet das leider ebensowenig wie etliche frühere zum Thema.
Dr. Michael Gies, Bamberg
Mehrfach Aggressionen westlicher Mächte
Der apostrophierte Imperialismus der russischen Zaren hat sich nie gegen mitteleuropäische Länder gerichtet. Das Baltikum als Randgebiet wurde von Zar Peter okkupiert, um einen Zugang zur Ostsee zu erhalten und – ebenso wichtig – um sich damit auch gegen die Invasion der damaligen Großmacht Schweden zu schützen. Rußland mußte in der Vergangenheit mehrfach Aggressionen westlicher Mächte über sich ergehen lassen: vom Krieg des schwedischen Königs Karl XII. über Napoleon bis hin zu Hitler. Auf diesen Erfahrungen begründeten sich die Bemühungen, quasi einen „cordon sanitaire“ verbündeter Staaten als Schutzschirm zu erschaffen, der als Warschauer Pakt bis zur Elbe reichte, nach Zusammenbruch der UdSSR aber nur noch die eng verwandte Ukraine umfaßte. Die USA und die von ihr dominierte Nato haben diese Entwicklung als Schwäche gedeutet und sich bis an die ukrainische Grenze ausgedehnt, in der Ukraine militärisch und wirtschaftlich Fuß gefaßt. Vor einer darüber hinaus vorgesehenen Eingliederung der Ukraine in die Nato hat Putin mehrfach gewarnt, er sprach von roten Linien, deren Überschreiten nicht hinnehmbar seien, da mit einer solchen Mitgliedschaft auch die Stationierung nuklearer Waffensysteme direkt vor Moskaus Haustür verbunden wäre. Auch aus Sicht westlicher Korrespondenten erweist sich der Krieg in der Ukraine immer mehr als Stellvertreterkrieg der USA mit Rußland.
Im übrigen waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland in der Vergangenheit komplexer: Zu erinnern wäre an die engen Beziehungen zwischen Preußen und Rußland in der vor- und nachnapoleonischen Periode, über die von Katharina der Großen geförderte Einwanderung süddeutscher Siedler in das Wolgagebiet bis zu dem Rückversicherungsvertrag des Deutschen Reichs mit Rußland. Bismarck wird auch die Bemerkung zugeschrieben, daß gute Beziehungen zwischen dem Deutschen und dem Russischen Reich sich positiv auf das übrige Europa auswirken würden.
Prof. i.R. Dr. Roland Bitsch, Gießen
Analog zum Historiker aus Moskau
Einem historisch angeblich seit mehr als tausend Jahren angelegten Antagonismus zwischen Europa und Rußland sowie einer ebenso begründeten zwingend transatlantischen Orientierung des ersteren, wie hier skizziert, ist energisch zu widersprechen. Zunächst findet sich das von Kraus zitierte Begriffspaar „romanisch-germanische Völker“ von Leopold von Ranke in einer nur sehr kurzen Abhandlung über „Die germanischen und romanischen Völker während des Mittelalters“, die genaugenommen sogar nur die weltgeschichtlich relativ kurze Zeitspanne zwischen der Kaiserkrönung Karls des Großen bis zum Ende der Kreuzzüge meint, die Ranke als vorbildliche Epoche der Einheit der westlichen Christenheit unter Kaiser und Papst zu preisen sich bemüht.
Früh- und Hochmittelalter sind aber kein Referenzrahmen, um die aktuelle Westbindungseuphorie unter angloamerikanischer Dominanz zu verstehen. Die neuerdings apodiktischen und kulturgeschichtlich sendungsbewußten Ausgrenzungen Rußlands aus Europa in der Art des bundesdeutschen Neuhistorikers Kraus lassen mich denn auch auf der anderen Seite ebenso anachronistische Fehlurteile, wie z.B. das bittere Wort des Moskauer Historikers Anatoli Michailowitsch Iwanow verstehen: Sie haben uns bis heute nicht das Schisma von 1054 verziehen. Schon eher plausibel wäre: den Widerstand der russisch-orthodoxen Kirche gegen das Unionskonzil von Ferrara/Florenz (1438/39). Iwanow, der zu Sowjetzeiten für 17 Jahre nach Sibirien verbannt worden war, auch unter Putin bis auf den heutigen Tag Dissident geblieben ist (er nannte den „ewigen Präsidenten“ in einem privaten Brief einen Dieb und Räuber), verweist im Vorwort seines 2023 erschienenen Buches über die „Ukrainisch-russischen Beziehungen seit dem 17. Jahrhundert hinsichtlich der aktuellen „Russophobie“ des „Werte“-Westens bitter auf Guy Mettan, auch hier irrt er aber.
Den Ukrainern gesteht der an der Lomonossow-Universität studierte Historiker allerdings anders als Putin in seiner „Geschichtsstunde“ bei Tucker Carlson eine eigenständige nationale Entwicklung zu, seit sie sich nach der Perejaslawska Rada (1654) wieder den Polen zuwandten und die Russen im Bündnis mit ihnen bei Konotop besiegten. Seitdem gebe es die ukrainischen Separatisten. Die Ukraine sei von Moskau als eigenständige Nation wie Österreich und die Schweiz gegenüber Deutschland anzuerkennen. Lediglich die heutige Grenzziehung sei willkürlich und entspreche nicht der historischen und kulturellen Realität. Iwanow rät seinen Landsleuten, sich endlich von der idealisierend vereinnahmenden Einteilung der zaristischen Geschichtsschreibung in Kleinrussen (Ukrainer), Weißrussen und Großrussen (Moskowiter) zu verabschieden, bevor sich auch noch die Belarussen – bis dato die treuesten Verbündeten der Moskowiter – zu Balten erklärten; denn die Leugnung der Existenz der belarussischen Nation führe zur Entstehung von prowestlichen und stark antirussischen Organisationen in diesem Land, die beweisen wollten, daß die Belarussen gar keine Slawen, sondern russifizierte Balten seien.
Dr. phil. Stephan-Alexander Thomas, Homburg
Zu: „Keine Akzeptanz und Gewinne“ von Jörg Schierholz, JF 21/24
Die Verantwortlichen stehlen sich davon
Die Information in diesem Artikel, AstraZeneca sei „mit einer Sammelklage von 51 mutmaßlichen Impfopfern konfrontiert“ mit Kosten bis zu 100 Millionen Pfund, lenkte aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen zur Zeit des Impfdrucks meine Aufmerksamkeit auf die Frage nach der persönlichen Verantwortung von Politikern, Behördenchefs und Impfärzten. Zu Beginn der staatlichen Empfehlungen zur Corona-Impfung für über 70jährige erlaubte das Hessische Innenministerium die Wahl zwischen Biontech oder AstraZeneca bei Zustimmung zur Impfung. Zum Impftermin wurde schriftlich eingeladen mit dem Hinweis, daß ausschließlich AstraZeneca verimpft werde. Meinen Hinweis auf meinen Wunsch, daß diese Körperverletzung ausschließlich mit dem Impfstoff von Biontech entsprechend meiner Wahl vollzogen werden darf, beantwortete der Impfarzt mit der „Information“, daß „laut Statistik“ die älteste durch AstraZeneca geschädigte Person 67 Jahre alt gewesen sei, so daß ich als über 70jähriger keinen Schaden zu befürchten hätte. Dieser Arzt bestätigte mir seine Approbation, woraufhin ich ihm nach dem Hinweis auf dreisemestriges Erlernen statistischer Methoden zu Beginn meines Psychologie-Studiums die Interpretation dieser Statistik entlang den Risikowahrscheinlichkeiten erläutert habe. Die Verweigerung der Impfung mit AstraZeneca bestätigte er mir durch Unterschrift.
Der folgende Briefwechsel mit dem Hessischen Datenschutzbeauftragten zur Frage, wer die ursprüngliche Wahl des Impfstoffs nicht beachtet habe, endete damit, mir ein „Mißverständnis“ zu unterstellen, mit Verweis darauf, daß laut Auskunft aus dem Hessischen Innenministerium niemals eine Wahlfreiheit bestanden habe. Mein Anschreiben an den Hessischen Innenminister Beuth persönlich mit Bezug auf den Briefwechsel mit dem Datenschutzbeauftragten beantwortete der Minister persönlich ebenfalls mit dem Hinweis auf ein „Mißverständnis“ meinerseits. Seit ich ihm die Kopie meiner Impfstoffauswahl zugesandt hatte, herrscht eisiges Schweigen. Die Politiker versuchen, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein
Fragwürdiger „Postcovid“-Code
Dieser Bericht kann in der notwendigen Aufklärung über die Covid-19-Impfungen erst der Anfang sein, so sehr wird noch immer vertuscht. Beispelhaft ist hier die Hallertauer Zeitung vom 3. Mai 2024. Unter dem Titel „Nicht genug Luft“ wird beschrieben, wie junge Sportler nach „Post-Covid“ erhebliche gesundheitliche Probleme haben. So heißt es, daß nach Covid-19-Infektonen viele junge Fußballspieler ihren Lieblingssport nicht mehr ausüben können. Doch es gibt keine Statistik, wer von ihnen gegen Corona geimpft war und wer nicht. Vielen Hebammen fällt seit der Coronaimpfung eine deutliche Zunahme von Schwangerschaftsabgängen und schweren -komplikationen auf. Als die Hebammen in einem großen Krankenhaus Statistiken anfertigen wollten, wer von den Schwangeren geimpft war und wer nicht, wurde ihnen dies gar verboten! Eine vormalig gesunde 55jährige Krankenschwester erzählte mir, sie sei seit der Impfung und anschließendem „Postcovid“ arbeitsunfähig. In einer Reha-Klinik hatte sie Kontakt zu 15 Personen, die alle (!) geimpft waren und danach an „Postcovid“ erkrankten. Die Angestellte einer urologischen Praxis, für Laborwerte von Patienten zuständig, äußerte, daß seit der Coronaimpfung die PSA-Werte im Blut (Krebsmarker für Prostatakrebs) deutlich zunahmen. Stellt sich hier nicht die Frage nach deutlich mehr Nebenwirkungen der Corona-Impfungen als bisher publiziert?
Es war bereits zu Beginn den verantwortlichen Politikern und auch der Pharmaindustrie bekannt, daß die Impfung nicht vor Übertragung schützt. Die europäische Arzneimittelagentur (EMA), deren Vorsitzende Emer Cooke, bestätigte, die Impfung schütze nicht vor Übertragung, sondern lediglich vor schwererem Infektionsverlauf. Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) räumt diesen Sachverhalt mittlerweile ein. Laut den freigeklagten Robert-Koch-Institut-Protokollen war den Mitgliedern des RKI bereits Anfang 2021 bekannt, daß bei einer normalen Grippewelle mehr Menschen versterben als durch die Coronapandemie (siehe RKI-Protokoll vom 19.03.2021: „Covid-19 sollte nicht mit Influenza verglichen werden, bei normaler Influenzawelle versterben mehr Leute“). Der Bevölkerung wurde mit Hilfe der Medien das Gegenteil vermittelt. Der Schaden durch die Coronamaßnahmen ist immens. Um so etwas in Zukunft zu vermeiden, muß das Vorgehen der verantwortlichen Politiker und Pharmaindustrie aufgearbeitet werden.
Dr. Ernst Hundsdorfer, Mainburg