Cannabiskonsum erhöht das Risiko für Psychosen
TORONTO. In Kanada wurde Cannabis nach einer Volksabstimmung im Oktober 2018 freigegeben – allerdings erst ab 19 oder 21 (Québec). Wie wichtig eine Altersbeschränkung ist, zeigt eine Datenauswertung, die Wissenschaftler um André J. McDonald (University of Toronto) im Fachblatt Psychological Medicine (5/24) veröffentlichten. „Diese Studie liefert neue Beweise für einen starken, aber altersabhängigen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Risiko einer psychotischen Störung, was mit der neurologischen Entwicklungstheorie übereinstimmt, wonach das Jugendalter eine anfällige Zeit für den Cannabiskonsum ist“, schreiben die fünf Mediziner. „Die Stärke des Zusammenhangs während der Jugendzeit war deutlich größer als in früheren Studien, was möglicherweise auf den jüngsten Anstieg der Cannabisstärke zurückzuführen ist.“ Durch den Cannabiskonsum erhöhe sich das Risiko für eine Psychose um das Elffache. Für die Analyse wurden Daten von 11.363 Teilnehmern ausgewertet, die zu Studienbeginn zwischen zwölf und 24 Jahre alt waren. Faktoren wie die Genetik oder durchlebte Traumata wurden dabei allerdings nicht berücksichtigt. (fis)
doi.org/10.1017/S0033291724000990
Biomarker zeigen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung
HAMBURG. Forscher des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben im US-Fachmagazin Jama (5/24) aufgezeigt, wie bestimmte Biomarker im Blut dazu beitragen können, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen präziser vorherzusagen. Wenn Biomarker wie Troponin, BNP oder CRP zu anderen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, erhöhten Blutfetten, Rauchen oder Blutdruck hinzukommen, erhöht sich die Vorhersagegenauigkeit. Die Studie umfaßte 164.000 Patienten. In einem Zeitraum von im Schnitt elf Jahren wurde erfaßt, wie viele der Probanden Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Herzschwäche erlitten oder an anderen körperlichen Ursachen starben. „Insbesondere bei älteren Menschen über 65 Jahren und bei bestimmten Ereignissen wie Herzinsuffizienz sind sie besonders relevant“, erkärte UKE-Mediziner Johannes Tobias Neumann. (fis)
doi.org/10.1001/jama.2024.5596
Mikroplastik Ursache für Rückgang der Spermienzahl
ALBUQUERQUE. Forscher um Xiaozhong Yu (University of New Mexico) vermuten, daß Mikro- und Nanoplastikpartikel in den Hoden den Rückgang der Spermienzahl bei Männern erklären könnten (Toxicological Sciences 5/24). Sie untersuchten dazu Hoden von 23 obduzierten Männern, die zwischen 16 und 88 Jahre alt waren, als sie starben sowie 47 Testikel von kastrierten Hunden. Der durchschnittliche Gesamtgehalt an Mikroplastik betrug 122,63 Mikrogramm pro Gramm (µg/g) bei Hunden und 328,44 µg/g bei Menschen. Sowohl bei Menschen wie Hunden habe Polyäthylen (PE) dominiert. Darüber hinaus sei eine negative Korrelation zwischen Polyvinylchlorid (PVC) und Polyäthylenterephthalat (PET) und dem normalisierten Gewicht des Hodens festgestellt worden. Speziell PVC könne viele Chemikalien freisetzen, die die Spermatogenese und das Hormonsystem stören würden. (fis)
doi.org/10.1093/toxsci/kfae060
Erkenntnis
„Wir befinden uns im Wettbewerb mit China, den USA, Japan und Südkorea. Und da macht Europa zu wenig, sowohl was die öffentliche Finanzierung von Forschung angeht als auch die Beteiligung der Unternehmen. Um geopolitisch nicht zu verlieren, sind für mich Wissenschaft und Forschung die einzig denkbare Lokomotive, die uns noch zu einer bestimmten Bedeutung verhelfen kann.“
Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften