© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/24 / 31. Mai 2024

Umwelt
Roland statt Erntehelfer
Ralph Meese

Schon Kleinkinder kennen die leuchtend roten Früchte – sie schmecken süß und saftig. Der vom Landwirtschaftsministerium finanzierte und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Bremen vor zwei Jahren erzeugte Roland muß das erst lernen. Dafür wird er mit Erdbeeren gefüttert, allerdings nicht mit echten, sondern mit unzähligen Fotos, damit er irgendwann exakt zwischen unreifen und überreifen Früchten unterscheiden kann. Solchen Entwicklungen gehört aus Sicht des Özdemir-Ministeriums die Zukunft auf den Erdbeerfeldern der Welt – KI-gesteuerte Roboter, die Ernte-helfer ersetzen. Denn wenn Olaf Scholz den Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde durchsetzt, werden menschliche Helfer auf den Feldern für viele deutsche Bauern zu teuer und Erdbeerimporte noch attraktiver. Roland ist selbstverständlich keine Germanen-Reminiszenz, sondern steht für „Robotische Systeme in der Landwirtschaft“.

Auf den riesigen Erdbeerplantagen in den USA sind Roboter mit

16 Armen im Einsatz.

Das System setzen Bauern ein, die die Früchte in Gewächshäusern anbauen. Sie wachsen dort in Rinnen in anderthalb Meter Höhe. Diese fahren die Roboter nachts ab, wo die Beeren weniger druckempfindlich sind. Ob Roland sich durchsetzen kann, ist ungewiß, spanische Vorgängermodelle versagten. Andererseits sind auf den riesigen US-Erdbeerplantagen Roboter mit 16 Armen im Einsatz. Aber die können die Erdbeeren ebenfalls nicht schmecken. Was aber das Entscheidende ist. Und Freilufterdbeeren schmecken besser als die aus dem Gewächshaus. Deswegen sind die Erdbeer-Bauern gespannt, wie sich Roland im Sommer bei einem ersten Praxisversuch unter freiem Himmel schlägt – und wie sich KI auf die Kosten auswirkt. Die sind im Vergleich zum Vorjahr um 50 Cent pro Pfund gestiegen. Wem 5,50 Euro zu viel sind, muß Roland Konkurrenz machen und selbst pflücken gehen. Dann gibt es noch die Walderdbeere, die in freier Natur aufwächst. Die ist im Gegensatz zu den Züchtungen zwar winzig klein, aber von einzigartigem Geschmack. Minimalistisch sozusagen.