In der aktuellen Juni-Ausgabe des BBC Gardeners’ World Magazine, dem Leitorgan aller Gartenfreunde auf der britischen Insel, sensibilisiert Landschaftsarchitektin Jackie Herald die Hobbygärtner, sich künftig nicht mehr so gedankenlos ihrer heimischen Pflanzen- und Blütenpracht zu widmen, sondern sich immer auch einer kolonialistischen Schuld und der bedenklichen „gartenbaulichen Aneignung“ bewußt zu sein, die mit Begonien und Geranien verknüpft seien. So stehen diese Pflanzen für die Ära des europäischen Kolonialismus und seines auf ausbeutender Macht beruhenden Handels, mahnt Herald. „Pflanzenjäger“ hätten weltweit fremde Stauden aufgespürt und nach Europa entführt, die Begonie aus Südamerika und die Geranie aus Südafrika. Bei der Glyzinie oder Blauregen können die kolonialistischen Wurzeln sogar recht konkret nachgewiesen werden. Wer sich also fortan an den lilanen Ranken des Schmetterlingsblüters erfreut, sollte gleichsam seinen zornigen Grimm gegenüber der problematischen East India Company hegen. Denn diese eroberte und unterdrückte gerade Süd- und Ostasien, während ihr Teeinspektor John Reeves 1816 erste Glyzinien-Sämlinge aus China mit nach England brachte.