In Deutschland wurden im Vorjahr 294.400 Wohnungen gebaut – kaum weniger als in 2022 und 2021. Das kam überraschend, denn die Verbände und Institute hatten einen deutlichen Rückgang prophezeit. Sie hatten den Beitrag des Bauüberhangs aus den Vorjahren unterschätzt.
Trotz der immer noch enormen Zielverfehlung gegenüber dem selbst gesetzten Ziel von 400.000 neuen Wohnungseinheiten gab sich die Bauministerin begeistert. Doch weder ist der Bau stabil, noch hat die Ampel die richtigen Anreize dafür gesetzt.
Das empirica-Institut schätzt den langjährigen Neubaubedarf auf rund 300.000 Wohnungen. Die Wiederentspannung der bereits höchst überforderten Märkte würde einige Jahre lang zusätzlich rund 100.000 Fertigstellungen pro Jahr erfordern – und das reicht nur, wenn der Wanderungssaldo sich wieder bei 300.000 Personen jährlich einpendelt. 2023 lebten per saldo 700.000 mehr Menschen in Deutschland als 2022.
Doch selbst die Marke von 300.000 Wohnungen wird 2024 und 2025 deutlich verfehlt werden. Darauf deutet der ungebremste Fall der Baugenehmigungen und Baustarts hin. Die Förderanreize sind in dem derzeitigen Wohnungsbauumfeld mit hohen Zinsen, Bau- und Bodenpreisen unzureichend, um eine Wende herbeizuführen. Der Scheitelpunkt der Wohnkrise wird frühestes im Wahljahr 2025 erreicht.
Prof. Dr. Stefan Kofner lehrt Immobilien- und Bauwirtschaft an der Hochschule Zittau/Görlitz.