Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) existiert seit mittlerweile sechzig Jahren. Dennoch ist sie ihrem erklärten Ziel, die „Juden ins Meer zu werfen“ und einen säkularen palästinensischen Staat auf dem Boden Israels, Jordaniens und Teilen Syriens zu schaffen, kaum näher gekommen. Daher gerieren sich nun konkurrierende Palästinenserorganisationen mit religiösem Hintergrund wie die Hamas oder der Islamische Dschihad als Erlöser. Und dabei fing alles so verheißungsvoll an.
Auf Initiative des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser wurde die PLO am 28. Mai 1964 während einer Tagung des Palästinensischen Nationalrates in Ost-Jerusalem gegründet. Nasser wollte das außenpolitische Potential der ungeklärten Palästinenserfrage nutzen, um seinen Führungsanspruch in der arabischen Welt durchzusetzen. Doch die verheerende Niederlage im Sechstagekrieg gegen Israel brachte Nassers Stern zum Sinken, weswegen auch der von ihm protegierte PLO-Gründungsvorsitzende Ahmad al-Shukeiri Ende 1967 zurücktreten mußte.
Kurz darauf geriet die PLO in die Hände von Jassir Arafat, dem Führer der Guerilla- und Terrororganisation al-Fatah, die seit 1964 den bewaffneten Kampf gegen Israel führte: Arafat löste den blassen Yahia Hamuda ab, der das Erbe al-Shukeiris angetreten hatte, und sorgte dafür, daß diverse weitere militante Gruppen wie die marxistisch-maoistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) und die proirakische Arab Liberation Front (ALF) zur PLO stießen. Anschließend lösten er und seine diversen Gefolgsleute eine Terrorwelle ohnegleichen aus, welche für immer auf unrühmliche Weise mit der PLO verbunden sein wird.
Dabei richtete sich dieser Terror nicht nur gegen Israel und die Unterstützer des jüdischen Staates, sondern auch gegen das jordanische Königshaus und die christliche Bevölkerung im Libanon. Typisch für letzteres war das Massaker von Damur am 20. Januar 1976. An diesem Tage ermordeten Milizionäre der al-Fatah und der Libanesischen Nationalbewegung bis zu 600 Zivilisten in der Stadt südlich von Beirut. Infolge all dessen mußte die PLO mehrmals das Hauptquartier wechseln und heftige Vergeltungsschläge einstecken. So vertrieb das Militär von Hussein I. die PLO im sogenannten Schwarzen September aus Jordanien, und am 10. Oktober 1985 bombardierte die israelische Luftwaffe Arafats Hauptquartier in Tunis.
Dennoch aber erreichte Arafat, daß die UN die PLO als „Repräsentant des palästinensischen Volkes“ anerkannte und ihr einen Beobachterstatus zubilligte. Ebenso rang er der israelischen Seite Zugeständnisse hinsichtlich einer palästinensischen Autonomie ab, was freilich im Gegenzug erforderte, der Gewalt zumindest verbal abzuschwören und das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Diese Anerkennung setzte die PLO jedoch 2018 wieder aus. Zum selben Zeitpunkt mußte sie sich bereits starker Konkurrenz im eigenen Lager erwehren: Spätestens seit Beginn der Zweiten Intifada im Jahre 2000 lief die islamistische Hamas der PLO immer mehr den Rang ab, was die von der PLO dominierte Palästinensische Autonomiebehörde dadurch zu verhindern suchte, daß sie 2003 den Islam zur einzig zugelassenen Religion in Palästina erklärte. Doch das änderte nichts am Siegeszug der Hamas, welche jetzt faktisch die Macht in den Palästinensergebieten ausübt, während die PLO, an deren Spitze nach Arafats Tod im November 2004 der Fatah-Vertreter Mahmud Abbas steht, nach außen hin immer noch den Eindruck zu erwecken versucht, den „Staat Palästina“ zu regieren.
Foto: PLO-Chef Jassir Arafat 1970: Ihr Terror richtete sich nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen das jordanische Königshaus und die christliche Bevölkerung im Libanon