© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/24 / 24. Mai 2024

Geschichtspolitische Absicherung militärischer Eroberungen
Umerziehung auf russisch

Kriege werden zwar weiterhin auf dem Schlachtfeld entschieden, aber nicht gewonnen, wenn den militärischen keine moralischen Eroberungen folgen. Für die ukrainische Journalistin Katerina Sergatskova erklärt sich aus dieser machiavellistischen Weisheit Moskaus Politik der „Umerziehung“ in den besetzten Gebieten der Ukraine, die schon 2022, unmittelbar nach der Besetzung, systematisch erfolgte (Mittelweg 36, 1/2024). Die rußländische Propaganda habe in allen gesellschaftlichen Sphären, von den Massenmedien bis zum Schulunterricht, jede Anstrengung unternommen, um ihren Machtanspruch ins Bewußtsein der ukrainischen Bevölkerung zu pflanzen. Darum seien 2022 die Lehrpläne der Schulen und Universitäten sofort geändert worden. So handeln etwa Lehrbücher in den besetzen „Volksrepubliken“ nicht mehr von der „Geschichte der Ukraine“, sondern von „Heimatgeschichte“ und verschweigen ihre Beziehungen zum ukrainischen Staat. Anders als zwischen 2014 und 2021, als im besetzten Donbas und auf der Krim weiterhin Ukrainisch Unterrichtssprache war, sei die Vermittlung der „Sprache des Feindes“ für Lehrer seit 2022 gefährlich. Zudem zögen eigene Lehrkräfte aus Rußland in die Region, die sich nun mit dem Problem konfrontiert sehen, daß die meisten ukrainischen Schüler kein Russisch sprechen. (dg)

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