Lebe jeden Tag so, daß die AfD etwas dagegen hat“. Dieses Motto wurde zur Grundlage für die Arbeit von Thomas Laschyk und seinem Medium „Volksverpetzer“. Seit einem Jahrzehnt teilt der Blogger regelmäßig gegen alle aus, die sich abseits des linken Parteienspektrums bewegen und tarnt sich dabei als Faktenchecker. Nun muß er jedoch selbst einstecken: Das Finanzamt entzog dem Volksverpetzer die Gemeinnützigkeit. Kein Wunder, denn analysiert man die Arbeit des studierten Literaturwissenschaftlers und seines Teams, fällt auf: Viel mehr als gemein und wenig nützlich waren die Inhalte selten – und werden es wohl auch in Zukunft nicht sein.
Thomas Laschyk muß Tausende Euro an das Finanzamt nachzahlen
Das Finanzamt selbst habe angedeutet, daß die Umtriebe des Verpetzers zu nahe an journalistischer Arbeit gewesen seien, heißt es vom Gründer. Eine offizielle Erklärung habe es aber nicht gegeben. Fest steht bisher nur: Mit der rückwirkenden Aberkennung ab dem Jahr 2021 muß jetzt im fünfstelligen Bereich nachgezahlt werden. Bedacht werden sollte dabei jedoch auch: Wer solche Summen nachträglich versteuern muß, hat Zuwendungen im sechsstelligen Bereich erhalten. Wofür eigentlich?
Die Selbstauskünfte des Blogs deuten darauf hin, in welcher Rolle man sich dort selbst sieht – nämlich als Bollwerk der Demokratie. Im X-Profil bezeichnet sich der Verpetzer als „Anti-Fake-News-Blog“ und als „Faktenjünger“. Auf der Website heißt es: „Beim Volksverpetzer sind wir der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und wissenschaftlichen Fakten verpflichtet. Dementsprechend sind wir nicht neutral, sondern bekämpfen Falschmeldungen oder Leute, die die Demokratie unterminieren oder abschaffen wollen.“
Wem es um die Demokratie gelegen ist, der könne nicht neutral sein, logisch. Vor allem, wenn es um die AfD geht. Seit einiger Zeit träumt der Volksverpetzer daher von einem Verbotsverfahren gegen die Partei. Zuletzt initiierte Laschyk dafür eine Petition, die bis heute über 810.000 Unterschriften bekam. Sogar auf promintente Unterstützer, wie etwa von den Schauspielerinnen Nora Tschirner und Enissa Amani, konnte er sich dabei verlassen. Scheinbar glauben auch diese daran, daß mit der AfD die NSDAP zurückgekehrt sei und diesem Land ein zweites Weimar bevorsteht. „Es gab das Parteiverbot gegen Demokratiefeinde. Aber man hat es aufgeschoben. Bis es zu spät war“, heißt es auf der Website. In der Partei sei man „stolz auf seine Nazi-Ideologie“, liest es sich weiter. Unwahrheiten, Polemik und bewußte Übertreibung gehören fest zur Arbeitsweise des Blogs.
Auch das Anschreiben gegen Maßnahmen-Kritiker und Impfgegner wurde während der Corona-Pandemie zur Leidenschaft von Laschyk und seinen Unterstützern. Selbst in der Nachbetrachtung bleibt man stur. Autorin Jenny Beck schreibt noch im Februar vergangenen Jahres in einem Artikel: „Es hat gestimmt und ist immer noch wahr: Die Impfung hat nachweislich die Wahrscheinlichkeit von Tod und Hospitalisierung durch Covid drastisch gesenkt und auch die Ansteckungsgefahr leicht gesenkt. Allein im ersten Jahr hat die Corona-Impfung 20 Millionen Menschenleben gerettet.“
Für seine Unterstützung bekam der Blog sogar ein indirektes Dankeschön von Christian Drosten, das die Homepage des „Volksverpetzers“ mittlerweile neben Lobesworten von Luisa Neubauer, Claudia Roth und auch von der CDU ziert. „Dort, wo ich es mit eigenem Hintergrundwissen beurteilen kann, hat der Volksverpetzer noch nie die Zusammenhänge verändert oder ein Weltbild produziert“, so der Virologe. Stimmt das? Ebenso titelte er nämlich mit „Die Rechtsextremen opfern ihre eigenen Leute – der Todeskult AfD“, nachdem ein AfD-Politiker an Corona verstorben war, der jedoch selbst seit Jahren nicht mehr politisch aktiv gewesen sein soll. „Es gab dazu auch Kritik, aber es ist schwierig, konstruktive Hinweise zu erkennen, wenn man konstant mit Haßnachrichten von rechtsextremen Trollen bombardiert wird“, sagt der Blog-Gründer dazu im Interview mit Brand eins. Selbstreflexion- und Kritik? Fehlanzeige.
Die Opferrolle scheint ihm zu gefallen. Auch die Ampel soll nämlich einen Anteil an seiner jetzigen Misere haben. Weil sie ihr Koalitionsversprechen, die Gemeinnützigkeit zu reformieren und Journalismus ebenfalls anzuerkennen, bisher noch nicht eingelöst hat, entgeht ihm Geld. Daß andere linke Medien ihren Mitstreiter unterstützen, ist da selbstverständlich: „Correctiv“, „Netzpolitik“ und Katapult fordern von der Regierung ebenfalls Reformen.
Zu hoffen ist, daß sich nichts ändert. Denn: Statt dem Bürger die Informationen zu reichen, die in der Gesellschaft die höchste Anschlußfähigkeit haben, um ihm die Meinungsbildung zu ermöglichen, geht es beim Verpetzer um Lenkung des Publikums. Daß Journalisten in einer von sozialen Medien und bürgerlicher Diskursteilnahme gleichermaßen geprägten Welt nicht mehr die Rolle des Gatekeepers, sondern nur noch die des Gatewatchers erfüllen, scheint ihn nicht zu interessieren. Es geht ihm schlicht um die Bekämpfung der politischen Gegenseite, um Diskurshoheit.
Der „Volksverpetzer“ kann sich zu Initiativen wie „Campact“ gesellen
Dabei scheut er sich nicht einmal davor, echte Journalisten zu attackieren. Zuletzt machte Laschyk nämlich auf sich aufmerksam, als er den Cicero für seine Enthüllungen um die Abschaltung der letzten Atomkraftwerke kritisierte. Das „rechte Magazin“ habe sich mit den herausgeklagten Dokumenten einen „Pseudo-Skandal“ gebastelt, schrieb man damals auf der Seite. Robert Habeck habe damals richtig gehandelt, als er das vermeintlich allzeit-endgültige Aus für die Kernenergie hierzulande besiegelte.
All das, was Laschyk aus seiner eigenen Warte politisch nicht in die Tüte kommt, wird abgelehnt, diffamiert und bekämpft. Demokratieförderlich ist das sicherlich nicht, für den ohnehin schon angespannten Diskurs sind die reißerischen Worte weiteres Gift – das niemals gemeinnützig sein kann. In jüngerer Vergangenheit haben so bereits schon andere Zusammenschlüsse wie „Campact“ ihre Gemeinnützigkeit verloren. Bei ihnen kann sich der Volksverpetzer einreihen, denn auch dort geht es um eigene – linke – Ziele, nicht um Aufklärung oder einen gesellschaftlichen Mehrwert. Wer das nun endlich dem Finanzamt gepetzt hat, ist das wahre Bollwerk der Demokratie.