© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/24 / 24. Mai 2024

Filmkritik / Das unsichtbare Auge
Heimlich beobachtet
Werner Olles

Die TV-Regisseurin Leigh Michaels (Lauren Hutton) zieht nach Los Angeles, um hier einen neuen Job anzutreten. In ihrer neuen Wohnung in dem Wolkenkratzer „Arkham Tower“ bemerkt sie bald, daß sie von einem Unbekannten beschattet wird, der sie im Hochhaus gegenüber mit einem Teleskop beobachtet. Der Stalker läßt ihr auch seltsame Geschenke zukommen wie den angeblichen Gewinn eines Preisausschreibens, einen Bikini und ein Teleskop. Mit anonymen Anrufen dringt er in ihr Leben ein und beobachtet sie bei einer Verabredung mit dem Philosophiedozenten Paul (David Birney).

Während eines Abendessens mit Paul und ihrer Freundin Sophie (Adrienne Barbeau) sieht sie im Haus gegenüber einen Mann mit einem Teleskop und ruft die Polizei. Doch bei der Vernehmung stellt sich heraus, daß dem Mann keine Straftat nachzuweisen ist. Indes fühlt sich Leigh weiter bedroht und bricht schließlich, bewaffnet mit einem Messer, in das Penthouse gegenüber ein. Sophie bleibt in ihrer Wohnung und beobachtet das Geschehen mit dem Teleskop.

Als Leigh sieht, wie ein Mann in ihre Wohnung eindringt und Sophie erwürgt, eilt sie zurück in ihr Apartment, aber Sophies Leiche ist unauffindbar. Die Polizei erklärt ihr, daß sie sich alles nur einbildet, denn Sophie sei für zwei Wochen in Urlaub gefahren. Da die Polizei nichts unternimmt, geht sie gemeinsam mit Paul der Sache nach, denn sie glauben, daß der Mann zur Wartungsabteilung der beiden Hochhäuser gehört. Bei der Stadtverwaltung erfahren sie seinen Namen und seine Adresse. Leigh dringt in Herbert Stiles (George Skaff) Wohnung ein, wo sich ihr Verdacht bestätigt. Zurück in ihrer eigenen Wohnung findet sie einen gefälschten Abschiedsbrief, der vorgibt, sie habe sich das Leben genommen …

John Carpenter („Halloween“) huldigt in „Das unsichtbare Auge“ („Someone’s Watching Me!“, USA 1978) mit einigen Referenzen seinen Vorbildern Alfred Hitchcock und H. P. Lovecraft. So beobachtet in Hitchcocks Meisterwerk „Das Fenster zum Hof“ James Stewart mit dem Teleobjektiv einen Mord in dem Mietshaus gegenüber, und das Hochhaus „Arkham Tower“ erinnert an Arkham, jenes geheimnisvolle Städtchen, das Lovecraft als Ausgangspunkt seiner berühmtesten Monstererzählungen wählte. Für eine TV-Produktion bietet Genre-Regisseur Carpenters überdurchschnittlicher Thriller spannende und pointenreiche Unterhaltung.

Mediabook:Das unsichtbare Auge. Plaion , Pictures 2014, Laufzeit etwa, 97 Minuten