© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/24 / 17. Mai 2024

Kabinenklatsch
Das große Coming-out
Ronald Berthold

Auf unserer Himmelfahrts-Wanderung mit flüssigem und festem Proviant durch den Barnim habe ich mich länger mit einer lesbischen Freundin unterhalten. Um es kurz zusammenzufassen: Jackie gehen die Organisationen, die meinen, die Interessen der Homosexuellen zu vertreten, mächtig auf den Keks. Es ist nicht das erste Mal, daß ich das höre. Tenor: Wir wollen leben wie wir möchten, aber wir wollen diesen ganz Regenbogen-Mist nicht. In der Gesellschaft müsse man sich nicht verstecken, und man wolle selbst entscheiden, wem man sagt, daß man schwul oder lesbisch sei.

Für diesen Freitag ist nun mal wieder das Gegenteil geplant. Da soll das große Coming-out der homosexuellen Fußballer stattfinden. Auf die Betroffenen wird enormer Druck ausgeübt, sich öffentlich zu ihren Neigungen zu bekennen. Seit Jahren versucht die queere Bewegung, den Sport zu kapern. Das, was Privatsache ist, soll ein Politikum werden. Bei den Männern ist Thomas Hitzlsperger der einzige Profi, der sich geoutet hat – und das nach seiner Karriere.

Ein gewisser Marcus Urban nimmt für sich in Anspruch, der erste gewesen zu sein. Der 52jährige war da bereits 36 und hatte seine Laufbahn anderthalb Jahrzehnte zuvor als Jugendnationalspieler beendet. Er steckt hinter dem geplanten Coming-out am Freitag und hat es sich mit seinem „Verein für Vielfalt im Sport und Gesellschaft“ zur Aufgabe gemacht, daß jeder schwule Fußballer öffentlich sagt, schwul zu sein. Bei seiner Lobbyarbeit kooperiert er mit Pro-Migrations- und Antirassismus-Initiativen und verkörpert genau das, was meine Freundin Jackie und andere Homosexuelle ablehnen. Mal sehen, wie viele sich dem Druck beugen.