© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/24 / 17. Mai 2024

Mein Haus, mein Baum, mein Buch
Mehr Freiheiten, mehr Eigenverantwortung: Mit „Print on demand“ kann jeder zum Schriftsteller werden
Gil Barkei

Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, ein Kind in die Welt setzen – und ein Buch veröffentlichen. Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels träumt die Hälfte der Deutschen davon, ein eigenes Buch zu schreiben. Neben der Quälerei mit dem leeren weißen Blatt war früher besonders die Publikation eine große Hürde. Nur etwa ein bis zwei Prozent der nicht abgesprochen eingereichten Manuskripte werden von einem Verlag angenommen. Und der alte Selbstverlag, also das Drucken, Binden und Vertreiben auf eigene Kosten, konnte schnell sehr teuer werden – zu teuer für viele. 

Anbieter vom Mittelständler bis zum Global Player

Doch in Zeiten der Digitalisierung kann mittlerweile jeder zum Autor werden und seinen Namen im Bücherregal einsortieren. „Print on demand“ macht es möglich: Der fertige Text wird als Druckvorlage digital hinterlegt, erst wenn eine Bestellung eintrifft, geht er in die Herstellung. Keine kostspielige Vorproduktion einer schwer kalkulierbaren Auflage, auf der man mit Pech sitzenbleibt oder die vergriffen ist und nicht mehr nachgedruckt wird. „Nicht auf Lager“ oder „Nicht mehr erhältlich“ gehören damit der Vergangenheit an.

Die entsprechenden Anbieter reichen vom deutschen Mittelständler bis zum Global Player. Sie funktionieren ähnlich wie ein Publikumsverlag und stellen die Verwaltungs-, Bestell- und Druckinfrastruktur zur Verfügung, kümmern sich um eine ISBN und listen das Werk bei Buchhandlungen, Großistenkatalogen, Online-Shops sowie der Deutschen Nationalbibliothek. Damit ist das eigene Œuvre offiziell auf dem hart umkämpften Markt um die Leser und kann im Buchladen an der Ecke, im Internet und auf E-Book-Readern geordert werden. Die Rechte bleiben dabei beim angehenden Schriftsteller.

Das Autorenhonorar wird pro Exemplar abgerechnet, monatlich oder einmal im Quartal ausgezahlt und richtet sich individuell nach Umfang, Ausstattung und Verkaufspreis – was der Autor selbst festlegen kann. Einfach Online-Profil beim Anbieter seiner Wahl anlegen, das Manuskript hochladen und die Parameter einstellen: Format, Papier, Einband, Veröffentlichungsdatum, E-Book Ja/Nein. Vom Satz über die Korrektur und den Klappentext bis zur Gestaltung des Covers, der Autor muß sich selbst darum kümmern – auch um die Werbung. Die „Print on demand“-Verlage bieten lediglich einige Mustervorlagen, Tips und Vorschläge. Zusatzpakete wie professionelles Wunschdesign, Lektorat, Unterstützung per Mail oder Marketingmaßnahmen kosten extra. Mehr Freiheit und Kontrolle, aber auch mehr Arbeit und Verantwortung; kein Vorschuß, keine Einmalzahlung und keine Verlagsmitarbeiter, die das Buch bei Händlerketten anpreisen und im Regal positionieren, Reklame schalten oder Fahnen an Redaktionen verschicken. 

Mit „BoD“ winkt die Chance auf den Durchbruch als Schriftsteller

Bei Books on Demand (BoD) aus Norderstedt kostet der „Publish“-Einstiegstarif einmalig 39 Euro, die Premium-Variante 699 Euro, Promotion im eigenen Buchshop, Titeldesign, Coaching und Probelektorat inklusive. Neobooks in Berlin wirbt darüber hinaus mit der Chance, vielleicht von einem „richtigen“ namhaften Verlag entdeckt zu werden, denn zu den Partnern gehören unter anderem so bekannte Namen wie Rowohlt, Piper-Digital, Kiepenheuer & Witsch, Fischer Tor und Droemer Knaur. Zudem werben BoD und Neobooks mit der eigenen Community, mit der man lehrreiche Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen kann. 

Auch der US-Handelsriese Amazon bietet einen eigenen Print-on-demand-Service an und kann mit seiner zwar umstrittenen, aber geballten Marktmacht punkten. Ein weiterer Vorteil: Mit Kindle kontrolliert Amazon eines der weltweit beliebtesten E-Book-Systeme.

Hört sich alles immer noch ein bißchen nach Hobby an, allerdings gibt es einige Schriftsteller, die tatsächlich mit dem neuen „Self-Publishing“ äußerst erfolgreich sind und gerade in Genre-Nischen wie beispielsweise Science-fiction-Romance, insbesondere im englischsprachigen E-Book-Markt, solide Chartplazierungen feiern können. Im deutschsprachigen Raum ist neben Katrin Schäfer, alias Chatherine Sheperd, die Berlinerin Nika Lubitsch, bürgerlich Monika von Ramin, zu nennen. Deren selbstverlegte Krimis wurden zu Bestsellern. Ihr Debütroman „Der 7. Tag“ verkaufte sich rund 350.000 Mal und wurde 2017 vom ZDF verfilmt.

Also nur frohen Mutes in die Tasten gehauen. Das eigene Buch in den Händen zu halten ist ohnehin unbezahlbar.