© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/24 / 17. Mai 2024

Leserbriefe

Zu: „Opportunisten in Nadelstreifen“ von Michael Paulwitz & die Rubrik „Zitate“, JF 20/24

Unsere Manager mit Knick im Rückgrat

Der Leitartikel und das Zitat von Raoul Rossmann lassen meine Schrifthand nicht ruhen. Als Sproß einer kleinen Handelsfirma und Gründer von zwei  eigenen Firmen konnte ich nach Bundeswehr/Studium intensiv die angestellten Manager mit und ohne Uniform kennenlernen. 18 Jahre habe ich vor den Gründungen im mittleren Management verbracht, bis ich die Faxen satt hatte. Durch die Bank habe ich da nur Fähnchen im Wind bemerkt, alle wollen nur Karriere machen und verbiegen sich dafür wie eine Gummifigur. Das ist in der finanziell selbst verantwortlichen Mittelstandsszene anders, da steht man zu seiner Meinung. Soweit der Unterschied. Daß sich jetzt aber auch noch ein Sproß der Milliardärskaste meldet und dem Mainstream nachplappernd Subventionen verlangt für den Landschaftszerstörungs- und Aufheizungsirrsinn, dabei ausgerechnet über die FDP herzieht, schlägt dem Faß den Boden aus. Man merkt eben, daß Raoul Roßmann Erbe ist und kein Gründer mit eigener Meinung. Ich bin mit meiner Einstellung „Lieber einen Karriereknick als einen Knick im Rückgrat“ letztlich gut durchgekommen, die Mainstream-Fähnchen widern mich an.

Uli Alda, Hagen






Zu: „Zur Sonne, zur Freizeit“ von Ulrich van Suntum, JF 20/24

Hohe Abgaben und Steuern schrecken ab

Die Ampel-Regierung verschenkt seit ihrem Regierungsantritt mit Händen (und Füßen!) unser Steuergeld ins Ausland. Das Geld fehlt im Bundeshaushalt an wichtigsten Stellen. Zu hohe Abgaben und Steuern locken doch keinen Facharbeiter, der rechnen kann, hierher! Die einzigen, die hierherkommen, sind Einwanderer ins Sozialsystem. Die Wartezeiten auf Handwerker sind enorm. Die gewerkschaftlich angekündigten Arbeitszeitkürzungen sind ein Wolkenkuckucksheim. Wir werden nicht nur mehr und deutlich länger arbeiten müssen, um diese derzeitigen Mißstände überhaupt aufzuholen, ja wir werden auf jeden Fall mehr arbeiten, um wieder im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu werden. Wohlstand durch Leistung und Arbeitsbereitschaft, anders funktioniert es nicht. 

Und das fängt mit der Bildung an. Wir werden auch um Samstagsschule beziehungsweise -unterricht nicht mehr herumkommen. Es müssen Lehrer aus dem Ruhestand beworben werden, vielleicht doch noch ein paar Jahre länger zu unterrichten. Vor allem muß der politische Wille vorhanden sein, um in Deutschland eine Kehrtwende zu vollziehen bei Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, Verkehr, Industrie, Technik und – nicht zuletzt – Energie.

Christiane Biedermann, Herzogenaurach






Zum Schwerunktthema: „Stillos aus Prinzip“, JF 19/24

Dekonstruktivismus als Religionsersatz

Allgemein bekannt ist, daß die Beachtung von Form und Stil meinem Auftreten Sicherheit und Würde verleihen, mir also Freiraum verschaffen. Nun stellt Thorsten Hinz in seinem Beitrag („Formlosigkeit als politisches Prinzip“) aber fest, daß unsere politische Elite den bewußten Verzicht auf Stil und Form zum Handlungsprinzip, also zum Wert an sich, erkoren hat. Das zugrundeliegende Denken entspringt dem Dekonstruktivismus als Religionsersatz. 

Wer kein Ziel hat (Robert Habeck: „Ich wußte mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“) oder das Ziel verachtet  (wieder Habeck: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen.“), ist dessen Amtseid ernst zu nehmen? Viel eher sind hier Desinteresse, Planlosigkeit und Stillosigkeit zu erwarten. Es fehlt der Stolz auf das Eigene und damit die Respektierung des Gegenübers. Wer dann hemdsärmlig-cool in die Fettnäpfchen tapst oder diese praktischerweise gleich mitbringt, wer sich den Ruf als Pausenclown oder „party pooper“ vom Dienst erwirbt, wird auch nicht mehr ernst genommen. Ergänzt wird dieses Ausleben persönlicher Befindlichkeiten durch grell praktizierte Eitelkeit auf Steuerzahlers Kosten (Frau Außenministerin reisen mit Kammerzofe.) Tatsächlich führt die grüne Transformation in allen Bereichen in nur eine Zielrichtung: Souterrain! 

Peter Scholl-Latour warnte: „Es fehlt eben auch an Bildung!“ Die Bonner Republik hatte Erica Pappritz (früher: Knigge) und Bauhaus – die Berliner Republik hat Pippi Langstrumpf und die Villa Kunterbunt. Doch gibt die Devise unseres östlichen Nachbarn Hoffnung: „Noch ist Polen nicht verloren!“

Herwig Duderstadt, Eisenbach




Republik der Dilettanten

Frank-Walter Steinmeier ist als amtierender Bundespräsident das prägnanteste Beispiel für die Entkultivierung der obersten Staatsriege. Er wirkt weniger präsidial, vielmehr als ein Parteisprecher. Ein Bundespräsident wie Horst Köhler hatte noch eine breitere Akzeptanz bei den Bürgern genossen. Auch sollte der Bundespräsident die Bundesrepublik auf diplomatischem Parkett völkerrechtlich und würdig vertreten, wozu Gespräche und Verhandlungen mit „schwierigen“ Staatschefs zweifellos dazugehören sollten. Nicht so Steinmeier, der den damaligen US-Präsidenten Donald Trump einen „Haßprediger“ nannte und selbst verbündete Staaten (Polen, Ungarn) als „Autokraten“ bezeichnete. Wer ständig moralisierend und diplomatisch desolat auftritt, verliert das Vertrauen im Ausland.

Marcel Jacobs, Hamburg




Karierte Hemden, Pullover, Poloshirts

Vor wenigen Wochen hörten meine Ehefrau und ich in einem renommierten Haus im Ruhrgebiet ein klassisches Konzert. Drei oder vier andere alte Männer und ich waren die einzigen Krawattenträger. Ein durchaus beachtlicher Teil der männlichen Besucher trug immerhin Sakko mit am Kragen aufgeknöpftem Hemd. Der Rest: karierte Hemden, Pullover und Poloshirts, dazu mehr oder weniger (un)gepflegte Jeanshosen! Wen verwundern da noch die von Ihnen beklagten Zustände!

Wolfgang Kasten, Arnsberg-Hüsten




80 Meilen nördlich von San Francisco

Claudia Roths politische Ansichten lehne ich entschieden ab, aber sie zu kritisieren, weil sie einen geschmackvollen „Blümchenrock“ trug, geht zu weit. Normal wäre es, wenn Frauen mehr Röcke trügen. 1991 war ich Gast in einer christlichen Hippie-Kommue, welche sich „Gemeinschaft der unbegrenzten Hingabe“ nannte und etwa 80 Meilen nördlich von San Francisco in einer Waldlichtung lebte. Keine der Frauen unter den sich unbegrenzt Hingebenden trug eine Hose. Alle trugen Baumwollkleider, die fast bis zu ihren Füßen reichten.

Oskar Schmitt, Rimpar






Zu: „Berliner Irrgarten“ von Martin Wagener, JF 19/24

Keine Sicherheitsinteressen

Natürlich appelliert Professor Wagener zu Recht an eine fachkompetente, an der realistischen Schule orientierte, verantwortungsethische Außenpolitik. An der Vokabel von den vermeintlich bedrängten „Sicherheitsinteressen Rußlands“ werden sich aber nach wie vor die Geister scheiden. Eine griffige Formulierung gemäß realistischer Schule lautet für mich: „Kleine Staaten haben Sicherheitsinteressen, große Staaten haben Dominanzinteressen“.

Axel Gerold, Altwarp






Zu: „Wer ist Deutscher?“ von Ulrich Vosgerau, JF 19/24

–Danke für diesen großartigen Leitartikel über die Entwicklung des deutschen Staatsagehörigkeitsrechts bis zum gegenwärtigen Stand. Selbst für mich als politisch interessiertem Menschen war das eine tolle Lehrstunde, allumfassendund und dennoch kurz und prägnant. Für politische Traumtänzer, die aber wohl kaum die JUNGE FREIHEIT lesen, wäre das eine wichtige Information um zu verstehen, was sich in unserem Land entwickelt. 

Thomas-Christian Kaiser, Berlin






Zu: „ʻLeichtmatrosen und Roßtäuscherʼ“, im Gespräch mit Joachhim Steinhöfel, JF 19/24


Ausstrahlung in ARD und ZDF

Dieses Interview ist wirklich Spitze, ehrlich und aufdeckend. Es ist nur schade, daß dieses Interview nicht im ZDF oder der ARD ausgestrahlt wird. Die Wahrheit erfahren zu wenig Leute. Es ist genau wie bei „Correctiv“: Die Falschmeldungen gingen in die Öffentlichkeit, die Korrektur kennt kaum jemand. Der Bürger erfährt nie die Hintergründe.

Es bewahrheitet sich: Wir haben Fachkräftemangel, das zeigt sich vor allem in der Regierung. Dort tummeln sich ungelernte Kräfte, die kleben an ihrem Job, bringt ja einen Haufen Kohle. Deshalb wird ja auch keine Vertrauensfrage gestellt. Und Friedrich Merz liebäugelt mit den Grünen, kann sie also nicht auszählen. So ist aber Merz auch nicht wählbar. Genau wie Angela Merkel, die bereits als „Honeckers letzte Rache“ die beste Grünenkanzlerin war. Kaum einer will noch diese Regierung. Wo ich hinhöre, jeder schimpft, aber die Ampel bleibt, und Deutschland geht durch die grüne Ideologie dem Untergang entgegen. Deutschland schafft sich ab. Und Heinrich Heine grüßt: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht.“

Dr. Renate Gajda, Ludwigshafen






Zu: „Mit den Bomben leben“ von Christian Vollradt, JF 19/24

Fehlendes Fingerspitzengefühl

Ihre große Überschrift und dazu noch eine fünf Zentner Bombe in Großaufnahme zeugt von wenig Fingerspitzengefühl und Rücksichtnahme gegenüber den Lesern, die den Zweiten Weltkrieg erlebt und gefürchtet haben. Auch sollten Sie es lassen, darüber zu berichten, wieviel Blindgänger, Munition usw. tatsächlich noch in der Erde schlummern. Ihr Bericht grenzt an Panikmache. Bevor Sie einen Artikel veröffentlichen, sollten Sie an das Grauen denken, das über die deutsche Bevölkerung hereinbrach, als Tag und Nacht Bomben vom Himmel fielen, Kinder, Frauen und überwiegend alte Menschen völlig ungeschützt und mit Vorsatz von den Engländern, Amerikanern und Russen ermordet wurden. Englische Bombenflugzeuge bombardierten nachts, amerikanische Bombenflugzeuge am Tage. Erst warfen sie Sprengbomben ab, die nächste Welle von Bombern warfen Brandbomben, damit durch die Sprengwirkung der Phosphorbrand richtig zur Wirkung kam. Das war Völkermord.

Auf Betreiben der US-Amerikaner gründete der in die USA übergesiedelte Hans G. Knoll auf dem Testgelände Dugway Proving Ground in Utah ein deutsches Dorf mit realistischen Nachbauten Berliner Mietskasernen. Das Wissen über den Zustand und die Bauweise deutscher Städte und Dörfer, über den Zustand der Häuser, über die Zusammensetzung des Baumaterials und die Weitergabe dieses Wissens an die U.S. Army in Utah gaben auch deutsche Emigranten wie die Architekten und Ingenieure Erich Mendelsohn, Konrad Wachsmann, Paul Zucker und Georg Hartmüller. Hier wurden verschiedene Spreng- und Brandbomben in ihrer Wirkung auf die besondere Bauform getestet, bereits 1943.

Heinrich Willbränder, Windhagen






Zu: „Wie ein Großer verknirpst wird“ von Eberhard Straub, JF 19/24

Bezeichnende Seitenzahl

Wie Herr Straub andeutet, soll mit dem Buch des Ungläubigen Thomas Steinfeld ein Adeliger des Geistes sein „von“ verlieren. Soll Goethes Geistes­adel an den „demokratischen“ Pöbel umverteilt werden? Etwa, indem ich mich bald Walther von Mahreck nennen dürfen können muß? Sollte das Buch wirklich ein Beitrag zur „Verknirpsung“ Goethes sein, ist es schon interessant und bezeichnend, daß der Autor 782 Seiten braucht, um so einen Transzendentalgiganten einer Demokratieinklusionskur zu unterziehen. Was die Mediokrität der „Demokratie“ betrifft: Wenn man sie sich als horizontale Achse vorstellt, dann ist die Dynamik der Amplitude des Kulturniveaus des „Souveräns“ insofern an diese Horizontale gebunden, als sie vom Mittelmaß nur nach unten abweichen darf. Alles, was vom Mittelmaß nach oben abweicht, stellt einen unerlaubten Vorstoß ungerecht verteilter Genialität dar. Die Zukunft ist die Horizontale, weil die Transzendentale vertikal ist.

Walter Marek, St. Veit/Niederösterreich





Zu: „Der logische Widerspruch“ von Felix Dirsch, JF 17/24 

Gefesselt an die Bundesverfassung

Der Autor behauptet, Kants Werk „Zum ewigen Frieden“ habe dem Kant-Schüler Hans Kelsen, „Schöpfer der österreichischen Bundesverfassung“, bei der Konzeption des Völkerbundes Pate gestanden. Mag sein, daß Kelsen Kantianer gewesen ist – die Völkerbundsatzung wurde bereits am am 28. April 1919 fertiggestellt und dann als Teil I den Friedensverträgen von Versailles, von St. Germain (mit Österreich), von Trianon (mit Ungarn) und von Neuilly (mit Bulgarien) vorangestellt, wie es US-Präsident Woodrow Wilson verlangt hatte. An der Konzeption dieser Satzung kann Hans Kelsen als junger Staatsrechtsprofessor einer unterlegenen Macht nicht beteiligt gewesen sein, zumal er damals, Frühjahr 1919, mit den Vorentwürfen zur künftigen österreichischen Bundesverfassung voll beschäftigt war (bis zur Fertigstellung des Bundes-Verfassungsgesetzes, 1. Oktober 1920). Nur die Bestimmungen über den Verfassungsgerichtshof waren damals Kelsens ureigenstes, weltweit bahnbrechendes Werk.

Dr. iur., Dr. phil. Maximilian Obauer, Wien/Österreich