Basierend auf einer Bundesbank-Studie argumentiert Marcel Fratzscher in seinem Blog, daß höhere Zinsen „Sparer*innen“ nicht reicher machen; zudem würden untere Einkommensschichten besonders belastet, da sie häufig netto verschuldet und mit einem höheren Kreditzins konfrontiert seien, so der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Abgesehen vom polit-orthographischen Mißgeschick, daß es nach dem neuesten hauptstädtischen Genderschrei wohl „Sparer:innen“ heißen muß, ist die These auch inhaltlich zu hinterfragen.
Daß Sparer, unabhängig von ihrer Vermögensposition, Verluste erleiden bei einem Zinsanstieg, gehört zu den Basics der Ökonomie. Denn die Kehrseite der Zinssteigerung sind die Wertverluste festverzinslicher Staats- und Unternehmensanleihen. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future hat seit seinem Höchststand zur Jahreswende bereits 5,6 Prozent an Wert eingebüßt. Darunter leiden die Inhaber von Renten- und Lebensversicherungen, aber auch die Kunden anderer Versicherer, deren Anlageergebnisse bei höherem Zins unter Druck geraten. Normalerweise geben auch Aktien und Gold nach, doch derzeit läßt sich das noch nicht festmachen. Diejenigen, die nur geringe oder gar keine Anlagen tätigen können, bleiben von diesem Effekt verschont. Zwar steigen ihre Zinsen für Konsumentenkredite, doch das verhindert auch so manche Schuldenfalle.
Wenn Zinssteigerungen helfen, die Inflation zu zügeln, dann kommt das – Fratzscher erkennt das zutreffend – gerade den weniger begüterten Einkommensgruppen zugute, da sie einen relativ hohen Teil ihres Einkommens für ihren Lebensunterhalt ausgeben. Leider strickt der Berliner DIW-Chef mit an der Legende, Deutschland sei, gemessen am privaten Durchschnittsvermögen, eines der reichsten Länder weltweit. Dies ist keineswegs so. Der „Global Wealth Report 2023“ der UBS sieht Deutschland mit 256.180 Dollar hinter Taiwan und knapp vor Irland lediglich auf Platz 16 in der Welt. Beim Medianvermögen, also dem Nettovermögen desjenigen Deutschen, für den es ebenso viele ärmere wie reichere Landsleute gibt, schafft es Deutschland mit 61.741 Dollar knapp vor Slowenien gerade so in die globalen Top-30. Da helfen weder altbackenes Gendersternchen noch woker Doppelpunkt.