Kubanischen Kindern unter sieben Jahren steht monatlich ein Kilogramm Milch zu – so wollten es die Revolutionäre um Fidel Castro, die auf der Karibikinsel vor 65 Jahren die Macht erkämpften und das einst wohlhabende Land seitdem für ihre sozialistischen Experimente nutzen. Das Ergebnis: Nach 65 Jahren funktioniert nicht einmal diese Milchverteilung.
Schuld sind neben den US-Sanktionen – die der Propaganda zufolge ohnehin an jeder Misere in Kuba schuld seien – die Landwirte und deren Kühe, die die vertraglich vereinbarten Mengen an Frischmilch nicht liefern. Das dürfte daran liegen, daß zahlreiche Tiere während der Coronazeit mangels Kraftfutter notgeschlachtet werden mußten.
Daß es nur selten Frischmilch für ihre Kinder gibt, daran haben sich die kubanischen Mütter längst gewöhnt. Als Ersatz erhielten sie Milchpulver – schon seit Jahrzehnten, als man mit den Genossen aus der DDR fleißig Milchpulver gegen Zucker und Orangen getauscht hatte. Aktuell ist es Brasilien, das Havanna für zwei Monate aus der Bredouille hilft. Mit dem Eintreffen eines Schiffes mit 375 Tonnen sei die Versorgung für die Monate März und April garantiert, versicherte Alberto López Diaz, Minister für Lebensmittelindustrie.
Erstmals seit der Machtergreifung rief Kuba das Uno-Welternährungsprogramm auf den Plan.
Natürlich ist diese Lieferung nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Kuba benötigt monatlich etwa 2.000 Tonnen Milchpulver. Darum verfolgt der Minister jede Schiffsbewegung in Richtung Kuba ganz genau: Geschlossene Importverträge gäben die Garantie, daß weitere Tonnen „Schritt für Schritt“ – wohl eher Schiff für Schiff – ankämen. Das sensible Thema Milch hat derzeit oberste Priorität. Um die Versorgung auf Lebensmittelkarten zu stabilisieren, hat Präsident Miguel Díaz-Canel offenbar persönlich knappe Devisen freigegeben, damit Milchpulver auf dem Weltmarkt eingekauft werden kann. „Zu hohen Preisen“, wie sein Minister beklagt.
Auch in anderer Hinsicht scheint die Ausweglosigkeit so groß zu sein, daß die regierenden Kommunisten über ihren Schatten springen mußten. Erstmals seit der Machtergreifung baten sie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen um Hilfe. Dies, obwohl die Uno bereits sechs Prozent des kubanischen Milchpulverbedarfs in der Grundversorgung abdeckt – allerdings aufgrund von Verträgen und nicht von als „dringend“ eingestuften Hilfsersuchen.
Aber Minister López weiß auch Positives zu berichten: Es gebe auch Provinzen mit der Kapazität, Frischmilch zu produzieren, denen es problemlos gelungen sei, diese an Minderjährige im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren zu verteilen. Zwar enthalte diese Frischmilch nicht die Proteinmenge, „die Milch haben sollte“, aber wenigstens habe die Regierung den Hungernden eine Alternative angeboten.