Der Forderung des großen Nationaltrainers Sepp Herberger vor dem WM-Finale 1954 („Elf Freunde müßt ihr sein“) braucht der FC Bundestag ja nicht gleich nachzukommen. Aber ein bißchen Sportsgeist wäre schon angebracht bei den Parlaments-Fußballern. Daß man über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg trotz harter politischer Konfrontationen im Plenum dann auf dem Rasen als Mannschaft zusammensteht – und gemeinsam für den Sieg kickt. „Keine andere Fraktion ist derart von Zusammenhalt, Fairneß, Respekt, Disziplin, Spaß und Teamgeist geprägt wie der FC Bundestag“, heißt es stolz auf der Internetseite der Politiker-Nationalmannschaft.
Und so sei es in der Regel auch gewesen, berichten Mitglieder. Man ist per du, klatscht sich ab, berät sich in der Kabine, duscht nach dem Spiel zusammen – und trinkt auch noch ein Bierchen. Wie Fußballer eben. Nun aber ist Schluß mit lustig – und der Kampf „gegen Rechts“ angepfiffen. Denn der Verein hat beschlossen, die wenigen AfD-Abgeordneten, die überhaupt aufgenommen worden waren, aus der Mannschaft auszuschließen. Bei der Mitgliederversammlung stimmten 29 Bundestagsabgeordnete bei elf Nein-Stimmen – darunter die drei Betroffenen – und zwei Enthaltungen dafür, nach sieben Jahren keine AfD-Vertreter mehr zu dulden.
Eine Mitgliedschaft in der AfD sei nicht vereinbar mit einer Mitgliedschaft im FC Bundestag, der „für Weltoffenheit, Völkerverständigung und Toleranz“ stehe. Die Mitspieler, hieß es dann schulterzuckend, könnten ja im FC bleiben, müßten halt nur politisch das Team Blau verlassen. Rote Karten innerhalb der eigenen Mannschaft und jenseits des Platzes sind im Fußball allerdings unüblich. Die AfD-Abgeordneten gehen daher juristisch gegen ihren Rausschmiß vor. Begründung: Laut Satzung kann nur ausgeschlossen werden, wer sich persönlich vereinsschädigend verhalte oder seine Mitgliedspflichten vernachlässige.
Am vergangenen Wochenende fand die jährliche Europameisterschaft der Parlamentsmannschaften statt. Wie üblich traten neben dem FC Bundestag auch die Parlamentskicker aus Österreich, Finnland und der Schweiz an, letztere waren diesmal die Gastgeber. Weil der Trip in die Hauptstadt der Eidgenossen samt Rahmenprogramm als offizielle Dienstreise des Bundestags genehmigt – und samt Reise- und Hotelkosten vom Steuerzahler bezahlt – wurde, durfte FC-Stürmer Malte Kaufmann (AfD) nicht von der Fahrt ausgeschlossen werden, wurde jedoch auf die Tribüne verbannt.
Bei Mitgliedern der gegnerischen Mannschaften habe dieses Verhalten bloß Kopfschütteln hervorgerufen, berichtete Kaufmann der JUNGEN FREIHEIT. Das erhoffte „Wunder von Bern“ blieb übrigens trotz Unterstützung durch Trainerlegende Felix Magath aus: Deutschlands Parlamentarier landeten auf Platz drei von vier, hinter Finnland und Österreich.
Über den AfD-Ausschluß muß nun das Amtsgericht Berlin Mitte befinden. „Geht’s raus und spielt’s Fußball“, möchte man da den verblichenen „Kaiser“ Franz Beckenbauer zitieren.