© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/24 / 17. Mai 2024

Ländersache: Bayern
Nüchtern und tausend sollt ihr sein
Christian Schreiber

Am Pfingstwochenende lädt der Coburger Convent zu seinem traditionellen Pfingstkongreß nach Coburg. Auch in diesem Jahr werden mehr als 100 Landsmannschaften und Turnerschaften in der Vestestadt erwartet. Das Treffen ist nicht unumstritten. Seit Jahren gibt es Gegendemonstranten, seit Jahren gibt es Versuche von seiten der Kommunalpolitik, die Versammlung der Studentenverbindung zu unterbinden. Ein linkes Bündnis ruft zu Gegendemonstrationen auf, und der SPD-Oberbürgermeister Dominik Sauerteig laviert herum. Der Convent gehöre zu Coburg, sagt er, wohl auch mit Blick auf die Umsätze der Gastronomen. Aber der Fackelmarsch sei nicht mehr zeitgemäß. 

An dem Umzug nach dem Festkommers scheiden sich die Geister massiv. Es ist kein großes Geheimnis, daß der „OB“ es lieber sehen würde, die Verbindungen würden darauf verzichten. Doch die bleiben noch standhaft. Es gelte, „offen zu sein für Neues, ohne jeden alten Zopf abzuschneiden“. So werde der CC den Fackelzug als Teil seiner Tradition pflegen, an dessen Ende aber nicht mehr nur die National-, sondern auch die Europahymne angestimmt werden soll. Dies soll die Bedeutung der Verbundenheit Deutschlands mit Europa zum Ausdruck bringen, hieß es im vergangenen Jahr. 

Der Umzug war noch nicht richtig beendet, da hagelte es schon Beschwerden. Ein aus dem linken Spektrum stammender Stadtrat wollte gesehen haben, daß einer der Teilnehmer den Hitlergruß gezeigt habe. Er habe einen Polizisten vergeblich darauf aufmerksam gemacht. Die anschließenden Verfahren wurden allesamt eingestellt, doch der schlechte Ruf hallte offenbar nach. In diesem Jahr sehen sich die Verbindungen harten Auflagen ausgesetzt. In einem Bescheid, den das Ordnungsamt der Stadt Coburg erlassen hat, heißt es:  „Fackelträger dürfen nicht unter dem Einfluß von Mitteln stehen, die eine berauschende Wirkung haben.“ Beispielhaft für solche Mittel werden Alkohol, Cannabis und Betäubungsmittel genannt. Das könnte in der Tat zum Problem werden. Zwar räumte die Polizei auf Nachfrage ein, es sei schwer, dies zu kontrollieren, allerdings geht es beim Festkommers in aller Regel feuchtfröhlich zu. Gerüchte, die Auflage sei auf Betreiben von OB Sauerteig entstanden, wies die Polizei zurück. Es sei ihre Idee gewesen, am Ende gehe es darum, Extremfälle aussortieren zu können. Bei den Veranstaltern gab man sich unterdessen gelassen. „Wenn es Vorschriften gibt, dann halten wir uns an diese Vorschriften“, sagte ein Verbandssprecher und betonte, daß die Verantwortlichen des CC schon immer auch selbst darauf achten, daß keine angetrunkenen Personen nach dem Festkommers eine Fackel bekommen. Das sei wie bei einem Ausflug mit Freunden am Vatertag: „Wenn da einer bereits sehr betrunken ist, gibt man dem doch auch nicht den Bollerwagen zum Ziehen.“

Auch die Limitierung der Fackeln ficht die Studentenverbindungen nicht an. Das Ordnungsamt hat die Zahl der zulässigen Fackeln von 2.500 auf 1.000 reduziert. Die Teilnehmerzahl sei in den vergangenen Jahren beim Umzug ohnehin auf unter 1.000 gesunken, teilte der Verband lapidar mit.