© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 21/24 / 17. Mai 2024

Aufgeschnappt
Die Männergrippe läßt Frauen leiden
Matthias Bäkermann

Ausgerechnet ein für die XY-Chromosomenträger nicht sehr rühmliches Vorurteil soll dafür verantwortlich sein, daß Frauen nicht nur bei der Bezahlung oder der Vorstandspostenquote ins Hintertreffen geraten, sondern auch bei der Behandlung ihrer Schmerzen. Vergangene Woche klärte die Brigitte über das „Gender Pain Gap“ als ein weiteres Feld der Benachteiligung von Frauen auf. So nähre die sprichwörtliche „Männergrippe“, also die Weinerlichkeit des vermeintlich starken Geschlechts selbst bei kleinsten Wehwehchen, das sexistische Rollenbild von der Schmerzen besser ertragenden Frau. Gepaart mit „immer noch die Gesellschaft prägenden frauenfeindlichen Stereotypen“, nach denen Frauen manchmal als sensibel und hysterisch gälten, würden selbst „Mediziner:innen“ weibliche Leiden oft abtun und „männlichen Schmerzen mehr Ernsthaftigkeit zuschreiben“, wird die US-Medizinerin Elizabeth Losin zitiert. Auch die medizinische Forschung gehe „von männlichen Standards“ aus. Die Brigitte-Autorin Eva Carolin Keller warnt wegen dieses Gender Pain Gaps nicht nur vor „verheerenden Folgen für die Gesundheit von Frauen“, sondern sogar „für alle anderen Personengruppen, die keine weißen Cis-Männer sind“.