Gen-Analysen geben Aufschluß über die Awaren
LONDON. Das kriegerische Reitervolk der Awaren strömte ab 568 n. Chr. in die Pannonische Tiefebene und errichtete nachfolgend ein Reich, dessen Einflußgebiet sich von der Ostsee bis zur Wolga erstreckte und das bald stark genug war, um von den Byzantinern und Franken Tribut zu fordern. Im neunten Jahrhundert erlahmte ihre Macht, allerdings fanden die Magyaren bei ihrer Landnahme Anfang des zehnten Jahrhunderts noch eine awarisch geprägte Kultur vor. Dennoch weiß man relativ wenig über die Awaren, weswegen eine Gruppe von Wissenschaftlern aus dem Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest Gen-Analysen an 400 Skeletten auf Friedhöfen im ehemaligen Zentrum des awarischen Machtbereiches im heutigen Ungarn vornahm. Dabei gelang es unter anderem, einen Familienstammbaum zu erstellen, welcher über neun Generationen reicht (Online-Ausgabe von Nature vom 24. April 2024). Wie die Forscher herausfanden, wechselten viele Awaren innerhalb einer einzigen Generation aus der mongolischen Steppe nach Mitteleuropa. Außerdem vermieden die Nomaden jegliche Form von Inzucht und schlossen stattdessen Mischehen mit Frauen aus den eroberten Regionen. Des weiteren zeugen die DNA-Befunde von einem Machtwechsel um 650, der mit dem Aufkommen einer gänzlich neuen männliche Linie verbunden war. (ts)
www.nature.com
Herrscherwechsel der Maya mit Leichenschändung
CAMBRIDGE. Im Jahre 2022 entdeckte ein Forscherteam unter Christina Halperin von der Université de Montréal und Marta Lidia Perea Carrera von der Universidad de San Carlos de Guatemala im Inneren eines Tempels in der ehemaligen Maya-Stadt Ucanal verkohlte menschliche Knochen und ausgeglühte Schmuckobjekte. Wie jetzt feststeht, waren die Gebeine und Artefakte, die sich insgesamt vier Personen zuordnen lassen, in der Zeit zwischen 773 und 881 n. Chr. den Flammen ausgesetzt gewesen. Für Halperin und deren Kollegen deutet dies auf einen Dynastiewechsel in Ucanal hin, bei dem ein neuer Potentat an die Spitze des Kanwitzal-Königreiches nördlich der heutigen Metropole Guatemala-Stadt gelangt war und die rund einhundert Jahre alten sterblichen Überreste von Mitgliedern der vormaligen Herrscherfamilie auf demonstrative Weise schänden ließ. Letzteres ergebe sich aus der pietätlosen Ablage der Verbrennungsrückstände unter großen Steinblöcken und Bauschutt (Online-Ausgabe von Antiquity vom 18. April 2024). Alten Inschriften zufolge ging die Initiative zu der Aktion von einem gewissen Papmalil aus, der vor seiner Thronbesteigung als „Westlicher Oberherr“ des Militärs von Kanwitzal fungierte. (ts)
www.cambridge.org/core/journals/antiquity
Erste Sätze
Daß die Apokalypse Konjunktur hat, bedarf kaum noch eines Nachweises.
Klaus Vondung: Die Apokalypse in Deutschland, München 1988
Aufgelesen
„Unüblich für das lineare Leben: Ein Jahr hat aus der Natur heraus zwei, drei Highlights. Doch die Showwelt lebt nur aus dem Besonderen.“
Jakob Lundt, TV-Autor, im Podcast „Baywatch Berlin“ über seine Arbeit
Historisches Kalenderblatt
10. Mai 1949: Die Mitglieder des Parlamentarischen Rates sprechen sich in geheimer Abstimmung mit 33 zu 29 Stimmen gegen Frankfurt und für Bonn als provisorischer Bundeshauptstadt aus. Eine endgültige Klärung der Hauptstadtfrage bleibe dem künftigen Bundestag vorbehalten.