Neue Medien braucht die Welt. Diese angesichts des derzeitigen Zustands großer Teile der „Altmedien“ durchaus schlüssige Erkenntnis dürfte wohl die Grundmotivation einer Gruppe internationaler Polit-Kommentatoren gewesen sein, die sich unter dem Namen Tenet Media zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, auf dem sie ihre kritische Haltung zu den politischen und kulturellen Problemen des modernen Westens präsentieren. Ziel des neuen Mediums sei, so schreiben die Macher auf ihrer Website, die Unterstützung von „Creatern“, die die Institutionen hinterfragen, „auch dann, wenn diese Institutionen glauben, über alle Fragen erhaben zu sein“.
Zu den Köpfen der Seite gehören einige der bekanntesten Persönlichkeiten der Gegenöffentlichkeit. Allen voran die rechtslibertäre Journalistin und Politaktivistin Lauren Southern. Die Kanadierin machte sich unter anderem einen Namen als Reporterin für das rechte Nachrichtennetzwerk Rebel Media. Zudem sorgte sie als Filmemacherin mit ihrer Dokumentation „Farmlands“, einer Investigativ-Reportage über die Morde an weißen Farmern in Südafrika, für Aufsehen.
Auch beschäftigte sich die 28jährige immer wieder intensiv mit der europäischen Migrationskrise. So unterstützte sie 2017 die Aktion „Defend Europe“, mit der die Identitäre Bewegung gegen NGOs mobil machte, die sich unter dem Deckmantel der Seenotrettung mit Schlepper-Organisationen gemein machen, um so die illegale Einwanderung von Afrika nach Europa zu befördern.
Ob G20-Krawalle oder Gangkriege in Schweden: „Tenet“ will es wissen
Ein weiteres prominentes Gesicht der alternativen Medienszene, das sich Tenet Media angeschlossen hat, ist der Podcaster und Youtuber Tim Pool. Bekannt wurde der US-Amerikaner in den Sozialen Medien 2011 durch seinen 21-stündigen Live-Bericht-Marathon von den „Occupy-Wall-Street“-Protesten. Der freie Journalist, dessen Material in der Vergangenheit bereits von NBC, Al Jazeera, dem Time Magazine und der New York Times publiziert wurde, nutzt für seine Tätigkeit Livestreaming-Chatfunktionen, um so mit seinen Zuschauern interaktiv agieren zu können. Dabei läßt er sein Publikum mitunter sogar quasi die Regie übernehmen, indem er es darüber entscheiden läßt, wohin er seine Kamera führen soll. In dieser außergewöhnlichen Form berichtete der Reporter in der Vergangenheit zum Beispiel über die Proteste rund um das Nato-Gipfeltreffen 2012 in Chicago, bei dem er und vier weitere Personen von zwölf US-Polizisten mit gezogenen Waffen angehalten, aus dem Auto gezogen und anschließend durchsucht und befragt wurden.
Daß Pool bei seiner Arbeit alles andere als gefahrenscheu ist, zeigte er auch, als er sich 2017 auf eine Reise nach Malmö begab, wo er die Medienberichte, bezüglich der Äußerungen des damaligen amerikanischen Präsidenten Donald Trump, über Migrantengewalt in Europa und die sogenannten No-go-Areas in Schweden überprüfen wollte.
Im selben Jahr versuchte Pool auch von den gewalttätigen Protesten beim Hamburger G20-Gipfel zu berichten. Dabei geriet der Reporter gleich in mehrere brenzlige Situationen, nachdem der linke Aktivist und Autor des Zeit-Projekts „Störungsmelder“, Sören Kohlhuber, via Twitter (heute X) Tweets mit Bildern von Pool und anderen Journalisten veröffentlicht hatte, in denen der linksradikale Blogger wahrheitswidrig behauptete, es handle sich bei sämtlichen der von ihm gezeigten Personen um Anhänger der Identitären Bewegung.
Dies führte dazu, daß in der Folge über einen Twitter-Account der linksextremen Antifa laufend neue Informationen über die aktuellen Aufenthaltsorte der Journalisten verbreitet wurden, welche daraufhin mehrfach von gewaltbereiten Demonstranten angegriffen und massiv bedroht wurden.
Zwei eher neue Gesichter des Anti-Establishment-Journalismus sind die Tenet Media-Reporter Tayler Hansen und Matt Christiansen. Hansen rückte einem größeren Publikum erstmals 2020 ins Bewußtsein, als er mit seiner Kamera die Unruhen im Zuge der bei vielen noch immer umstrittenen Abwahl von Donald Trump dokumentierte, in dessen Verlauf unter bis heute ungeklärten Umständen die US-Amerikanerin und Trump-Anhängerin Ashli Babbitt ums Leben kam. Zu den größten Fans des Video-Journalisten gehört der 45. Präsident der Vereinigten Staaten selbst, der Hansens Arbeit in der Vergangenheit bereits mehrfach in den Sozialen Netzwerken teilte.
Sein Kollege Matt Christiansen ist vor seiner Tätigkeit für Tenet Media vor allem als politischer Kommentator auf Youtube in Erscheinung getreten. Auf seinem Kanal beschäftigt sich der philosophische Denker mit der Vorliebe für lässige Flanellhemden vorwiegend mit Fragen rund um die US-amerikanische Verfassung. Ein alter Hase unter den politischen Kommentatoren bei Tenet Media ist der New-York-Times-Bestsellerautor Dave Rubin. Der 1976 in New York City geborene Comedian, der sich im Jahr 2006 öffentlich als homosexuell outete und eine Vergangenheit beim sehr stark links ausgerichteten Internet- und Radioformat The Young Turks hat, bezeichnet sich selbst als „klassischen Liberalen“.
Was ihn zum Ärger vieler seiner einstigen Freunde und Kollegen nicht davon abgehalten hat, für seine Sendung „The Rubin Report“ auch immer wieder mit Persönlichkeiten aus dem Spektrum des Konservativismus und der Neuen Rechten zu sprechen.
So interviewte der Moderator, der auf Youtube mehr als 2,24 Millionen Abonnenten hat, dort unter anderem den bekannten kanadischen Psychologen und Gender-Kritiker Jordan Peterson und den vor allem in linken Kreisen aufgrund seiner „anarchokapitalistischen“ Thesen als „rechtsextrem“ verschrienen Essayisten Stefan Molyneux.
Am starken Rücken mangelt es den alternativen Medienmachern nicht
Ebenfalls schon einige Jahre im Geschäft ist der Tenet Media-Kolumnist Benny Johnson. Seine ersten Sporen verdiente sich der heute 36jährige, als er 2010 damit begann, eigene Meinungsstücke für die rechtsgerichtete Nachrichtenseite Breitbart beizusteuern, was ihm wenig später eine Festanstellung bei dem konservativen Medium TheBlaze einbrachte. Ab 2012 schrieb der Autor für die weit über die Grenzen des Landes hinaus populäre US-Website BuzzFeed, wo er 2014 aber aufgrund von Plagiatsvorwürfen wieder entlassen wurde.
2017 sorgte der Journalist erneut für eine Kontroverse, als ihm die Journal Review für die Mitwirkung an einem Artikel über vermeintlich unlautere Verstrickungen zwischen dem Richter Derrick Watson und dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama die Förderung von Verschwörungstheorien vorwarf und ihn daraufhin suspendierte.
Trotz der vermeintlichen Skandale konnte Johnson in der Folge eine rund zweijährige Anstellung beim Right-Wing-Medium The Daily Caller ergattern und wurde 2019 sogar Leiter der Kreativ-Abteilung des konservativen Meinungsmacher-Netzwerks Turning Point USA.
Heute betreibt der Moderator unter anderem einen Podcast sowie einen eigenen Youtube-Kanal mit Millionen von Zuschauern und Hörern. Auch, wenn das Team von Tenet Media noch nicht lange im Geschäft ist, läßt sich schon jetzt sagen: An einem starken Rücken mangelt es den Medienmachern nicht. Den werden sie im Wettbewerb mit dem Mainstream auch dringend brauchen.