Fett, faul und filosofisch.“ Was klingt wie die nächste satirische Spitze gegen das Spitzenpersonal der Partei Bündnis 90/Die Grünen ist die Kurzcharakteristik eines berühmten Katers. Garfield sein Name und Lasagne sein Lieblingsgericht. Eine Pizza darf’s auch mal sein. Die schiebt sich der Stubentiger dann quer ins Maul und schreddert sie mit seinen spitzen Katzenzähnchen. Erfunden hat den verfressenen Fellbeutel 1978 der Comiczeichner Jim Davis, der mit dem extravaganten Haustier reich und berühmt geworden und als ausführender Produzent auch an dieser neuen Verfilmung seines Hauptwerks beteiligt ist.
Schon zweimal, 2004 und 2006, war der wandelnde Bettvorleger Held einer großen Kinoproduktion, allerdings mit echten Schauspielern. Es war jeweils eher etwas für sehr überzeugte Anhänger des Comic-Katers. Mit „Garfield – Eine Extraportion Abenteuer“ hat er nun den Sprung in einen großen computeranimierten Trickfilm geschafft und soll damit erneut die Leinwände der Welt erobern.
Mehr Charme als die beiden Realverfilmungen
Für ihr Drehbuch haben die Autoren Paul A. Kaplan, Mark Torgove und David Reynolds ein bißchen gewildert bei dem Disney-Klassiker „Aristocats“ (1970) und sich ansonsten aus den üblichen Ingredienzen für kindertaugliche Animationsabenteuer etwas Neues zusammengerührt, das einem aber trotzdem über weite Strecken bekannt vorkommt. In einer Probevorführung mit Kindern kam besonders eine „Tom und Jerry“-verdächtige Slapstick-Sequenz an, in der Garfield in einen fahrenden Eisenbahnwaggon katapultiert werden soll und dabei immer wieder von flexiblen Gegenständen abprallt, bis er endlich doch am Zielort landet. Das vermittelt einen Eindruck von der Art Humor, auf die sich Zuschauer hier einstellen müssen.
Etwas schleppend ist der Beginn: Garfield (deutsche Stimme: Hape Kerkeling) sitzt am Küchentisch und erzählt seine Geschichte: wie er von seinem prekär lebenden Vater, dem Straßenkater Vic (von dem er die Tendenz zu Katzen-Adipositas geerbt hat), in einem Hinterhof verlassen, dann aber glücklicherweise von seinem menschlichen Herrchen Jon gefunden und gefüttert wurde. Garfield, Narzißt durch und durch, kommentiert das mit den Worten: „Und so habe ich Jon adoptiert.“
Nach der kleinen Rückblende beginnt dann endlich das Abenteuer, das der Untertitel des Films verspricht: Das Dickfell und sein Haustierkumpel, Hund Odie, werden von zwei unheimlichen Wesen namens Ottel und Trottel entführt. Diese sind von der eingebildeten Perserkatze Jinx (deutsche Stimme: Anke Engelke) zu dem Verbrechen gedungen worden, weil Jinx mit Garfields Vater Vic noch eine Rechnung offen hat: Er ließ sie einst im Stich und sorgte dafür, daß sie vier Jahre ihres Lebens im Tierheim verbringen mußte, anstatt wie erhofft Karriere in der TV-Sendung „America’s Next Top Feline“ zu machen. Als Entschädigung soll Vic aus der bestens bewachten Lactose Farm für sie so viele Liter Milch entwenden, wie sie milchfreie Tage im Heim verbringen mußte.
Vic, Odie und Garfield machen sich also auf den Weg, diese Extraportion Milch zu beschaffen. Dabei kommt es nicht nur zu der lustigen Szene mit dem hin und her katapultierten Kater, sondern auch zu jeder Menge weiterer dramatischer Verwicklungen. Und natürlich klärt sich auch endlich auf, warum Vic seinen Sohn als Katzenbaby so herzlos in einem düsteren Hinterhof zurückließ. Außerdem lernen große und kleine Zuschauer den deprimierten Stier Otto kennen, dessen Herz gebrochen ist, seit seine große Liebe Ethel in der Lactose Farm gefangengehalten wird. Aber vielleicht läßt sich beim Einbruch in die Molkerei ja das Nützliche mit dem Verbotenen verbinden.
Wer den dickfelligen Vielfraß mit den schlechten Manieren bisher nicht mochte, wird das auch nach diesem klamaukigen CGI-Trickfilm nicht, obschon sich Regisseur Mark Dindal jede erdenkliche Mühe gibt, die orange-getigerte Samtpfote in so viele Turbulenzen zu bringen, wie nur irgend möglich ist. Der Film ist ohne jeden Zweifel mit viel Liebe zum Detail gemacht und hat definitiv mehr Charme (und auch mehr Spannung) als die beiden Realverfilmungen, aber die Handlung ist letztendlich völlig austauschbar.
Wer aus diesem oder einem anderen Grund bis zum Abspann nicht auf seine Kosten gekommen ist, der darf sich durch lustige Katzenvideos entschädigen lassen, die Mark Dindal zur Sicherheit noch hinten drangehängt hat. Die gehen ja bekanntlich immer.
Kinostart ist am 9. Mai 2024