Frankreich zählt Gabriel Fauré (1845–1924) zu seinen wichtigen Komponisten. Seit 1896 Professor am Pariser Conservatoire und seit 1905 dessen Direktor, war Fauré der Lehrer von Nadia Boulanger, Georges Enescu, Reynaldo Hahn, Charles Koechlin, Maurice Ravel. Sein Komponieren als ein wirkliches Bindeglied zwischen deutscher und französischer Romantik und beider Länder Moderne demonstriert Lucas Debargue anhand Faurés Klavierwerken, die er vollständig und chronologisch eingespielt hat, wenn auch vom Ruch des Parfümierten nicht ganz befreit.
Unter den Händen des französischen Pianisten klingen sie nach überschriebenen Originalen: von Chopin, aber ohne Kanonen unter Blumen, von Schumann, aber nicht so romantisch zerrissen, von Liszt, aber nicht so virtuos visionär, allesamt vor die Linse des Fin de Siècle genommen von einem, der die Romantik in die Moderne zu überführen sucht, ohne sie zu überwinden – eben wie von Fauré.
Und doch ist da Entwicklung herauszuhören, wenn nicht Fortschritt gar, fort von Stuck und Arabeske, hin zu einer Clarté, die dennoch alles musikalische Geschehen in der Schwebe hält. Debargue geht den langen Schaffensweg Faurés vom Früh- zum Spätwerk nicht ganz mit. Er verläßt sich sehr auf sein Instrument, ein Konzertflügel „Opus 102“ aus der Klavierwerkstatt Stephen Paulello, Villethierry, mit einem Tonumfang von 102 statt der üblichen 88 Tasten, das überbordende Emotionalität schon irgendwie von sich aus objektivieren würde. Das Parfüm klingt teuer und duftet ganz schön.
Gabriel Fauré: Sämtliche Werke für Klavier solo Sony Classical 2024
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