© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/24 / 10. Mai 2024

Zeitschriftenkritik: Wir selbst
Der Hybris entgegentreten
Werner Olles

Globales Denken als lokaler Ruin – Selbstbehauptung erfordert Selbstbegrenzung!“ lautet das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 55, April 2024) der Zeitschrift für nationale Identität Wir selbst. So zeigt das Titelbild den Turm von Babel, ein Gemäldemotiv von Joos de Momper, dem Jüngeren (1564–1635), „das im ausgehenden Mittelalter und der beginnenden Neuzeit ein beliebtes biblisches Thema aufnahm, um die Gefahren menschlicher Hybris zu verdeutlichen“ (Siegfried Bublies). Der Politikwissenschaftler Heinz Theisen bekräftigt diese These, die er „als Weltflucht in Weite und Ferne für wieder einmal erlösungsbedürftige Massen“ bezeichnet. Diesmal sei es die als „Abdruck der Wahrheit“ verstandene Wissenschaft, deren Chefpropagandist, der israelische Historiker Yuval Harari, ein von kosmopolitischen Eliten geführtes globales Imperium verwirklichen will. Zwar verberge sich hinter dem im Westen herrschenden Globalismus der christliche Universalismus, jedoch ohne dessen skeptischen Sinn für Endlichkeit und Begrenztheit, denn mit dem Glauben an politische Götter verpflichteten sich die Gesinnungseliten nicht mehr ihrer Nation, sondern der „One World“. Staatsbürgerliche Rechte würden den „Menschenrechten“ untergeordnet, statt Patriotismus und Gemeinwohl herrsche nun „Weltoffenheit“. Daher plädiert der Autor für eine multipolare Weltordnung als Mittelweg.

Zu einer deutschen Friedensinitiative für die Ukraine ruft General Gerd Schultze-Rhonhof auf, da Deutschland langsam, aber wahrscheinlich auf eine aktive Teilnahme an einem fremden und sinnlosen Krieg zusteuere. Bundeskanzler Olaf Scholz solle Frankreichs Staatspräsidenten Macron und die italienische Regierungschefin Meloni ersuchen, sich an dem Friedensprozeß zu beteiligen.

Herbert Ammons Porträt von Dietrich Bonhoeffer schildert einen „unzeitgemäßen, hochkonservativen Denker“, dessen Hellsichtigkeit bezüglich der künftigen Weltordnung bereits 1941 frappierend war. In der Tat dachte er in politischen Kategorien, die später als „nationalkonservativer Widerstand“ bezeichnet wurden, von dem die „vaterländischen Gefühle“ nicht wegzudenken waren. Mit Recht besteht der Autor darauf, daß die von ihm zitierten Texte keine Fehlinterpretationen gestatten, „auch wenn sie nicht in die ideologische Landschaft eines zeitgenössischen Multikulturalismus passen“.

Weitere Beiträge in dem 126 Seiten starken Heft befassen sich unter anderem mit der „Kritik der Metapolitik – oder: wieso Rechte immer verlieren“ (Adrian Leverkühn), der „Ausbreitung des Christentums bei den Germanen“ (Christian Böttger) und dem „Operettenputsch der Rheinischen Separatisten“ (Heinz-Siegfried Strelow).


Kontakt: Wir selbst, Bergstr. 11, 56290 Schnellbach. Das Einzelheft kostet 15  Euro.

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