© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/24 / 03. Mai 2024

Umwelt
Andere Wüsten wachsen
Volker Kempf

Umweltschützer beklagen den steigenden Verbrauch von Packpapier. Denn dafür wird Holz benötigt, das nicht immer aus nachhaltiger Forstwirtschaft stamme. Fakt ist, daß der Verbrauch von Packpapier und Pappe in den zehn Jahren von 2012 bis 2022 europaweit von 35,5 auf 43,5 Millionen Tonnen angestiegen ist. Der Grund dieses Anstiegs wird im wachsenden Onlinehandel von Amazon & Co. gesehen. Denn zusätzlich zur Primärverpackung würden „weitere Versandverpackungen eingesetzt werden, deren Gewicht höher ist als die Verpackungen im Einzelhandel pro Verkaufseinheit“, erläutert das Umweltbundesamt. Dies werde auch nicht durch den Wegfall von Tragetaschen kompensiert. Zudem werden Plastik- durch Pappbehältnisse ersetzt. Allerdings sinkt in den Zeiten der Digitalisierung der Verbrauch an Grafikpapier von 24 auf 14 Millionen Tonnen. Die verbrauchte Menge Zeitungspapier sank innerhalb von zehn Jahren von 7,5 auf 3,3 Millionen Tonnen.

Für den lokalen Einkaufsbummel ist in der Regel nicht so viel Packpapier vonnöten.

Beim Haushalts- und Toilettenpapier gibt es einen geringen Anstieg von 6,7 Millionen Tonnen im Jahr 2012 auf 7,7 Millionen Tonnen zehn Jahre später. Sonstiges Papier bleibt mit Werten unter vier Millionen Tonnen nahezu unverändert. Damit hat sich in der Summe mit Verbrauchswerten zwischen 70 und 80 Millionen Tonnen pro Jahr nur wenig verändert. Unter dem Gesichtspunkt eines sparsamen Ressourcenhaushaltes bleibt Verpackungspapier und Pappe das Sorgenkind. Das ist aber nicht nur schlecht für die Wälder. Ganz andere Wüsten wachsen: Die Innenstädte veröden, weil der Einzelhandel gegenüber dem Onlinehandel in Schwierigkeiten gerät. Es gibt gute Gründe, vor Ort einzukaufen. Das bedeutet nicht einmal Verzicht. Denn der Einkaufsbummel ist selbst wertvoll. Viele wurden davon im Zuge der Corona-Beschränkungen nur entwöhnt. Merke: Das Leben geht weiter. Nicht immer ist dafür viel Packpapier vonnöten.