Infolge der Märzrevolution von 1848 kam in Deutschland eine politische Liberalisierung in Gang. Allerdings stockte diese schon bald wieder. Und dann lehnte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. im April 1849 auch noch die ihm angetragene Kaiserwürde ab, womit klar war, daß es keine gesamtdeutsche konstitutionelle Monarchie geben würde (JF 14/24). Daraufhin entfachten radikaldemokratische Kräfte neue Aufstände, um die 1848 errungenen Fortschritte zu sichern.
Eine der Erhebungen fand in Sachsen statt, wo König Friedrich August II. regierte, der sich geweigert hatte, die Paulskirchenverfassung der Frankfurter Nationalversammlung zu akzeptieren. Außerdem verfügte er die Auflösung des Landtages und ersetzte am 2. Mai 1849 die gemäßigt liberale Übergangsregierung unter Gustav Friedrich Held durch ein strikt konservatives Kabinett, dem Ferdinand von Zschinsky vorstand. Das war der Zündfunke für die Rebellion, welche einen Tag später in Dresden losbrach.
Wegen des Einsatzes der sächsischen Armee im Schleswig-Holsteinischen Krieg befand sich nur wenig Militär in der Stadt. Das ermöglichte den Aufständischen, zu denen unter anderem der damalige Hofkapellmeister Richard Wagner und der Direktor der Dresdner Bauschule Gottfried Semper gehörten, am 3. Mai die Stürmung des Zeughauses und die Besetzung des Landtagsgebäudes. Daraufhin flohen das Königspaar, von Zschinsky und der Minister Friedrich Ferdinand Graf von Beust am frühen Morgen des 4. Mai aus der Stadt auf die Festung Königstein. Das nahmen die Revolutionäre zum Anlaß, selbst eine Provisorische Regierung einzusetzen. Diese bestand aus den bisherigen Landtagsabgeordneten Samuel Erdmann Tzschirner, Carl Gotthelf Todt und Otto Leonhard Heubner. Sie wurde unter anderem von dem russischen Anarchisten Michail Bakunin beraten, der dann auch die militärische Leitung des Aufstandes übernahm. Dabei war er allerdings wenig erfolgreich.
Sächsische und preußische Truppen schlugen den Aufstand blutig nieder
Während Bakunin die Errichtung von Barrikaden veranlaßte, rüsteten sich sächsische und preußische Truppen unter dem Pour-le-Mérite-Träger Oberst Friedrich Gustav Graf von Waldersee zum Kampf gegen die Insurgenten. Dann warfen die Füsilier-Bataillone des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 und des Infanterie-Regiments Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin der preußischen Armee im Verein mit sechs Kompanien der Leichten Sächsischen Infanterie und dem III. Bataillon des Leib-Grenadier-Regiments von Friedrich August II. die Rebellion in den Tagen vom 7. bis zum 9. Mai nieder. Das heißt, die Situation war schon entschieden, als am 10. Mai weitere elf Infanterie-Bataillone und zwei Reiterregimenter aus Preußen eintrafen.
Die sächsischen und preußischen Truppen verzeichneten während der Kämpfe 31 Tote und 94 Verwundete. Hingegen lag der Blutzoll der Aufständischen deutlich höher: Er belief sich auf etwa 200 Tote und mehrere hundert Verwundete.
Nach seiner Rückkehr vom Königstein leitete von Zschinsky auf Betreiben von Friedrich August II. eine Phase der Reaktion ein. So setzte er das liberale Wahlrecht vom 15. November 1848 außer Kraft und veranlaßte die Restitution der landständischen Verfassung von 1831, welche kein repräsentatives Parlament vorsah. Währenddessen suchten die Köpfe der Erhebung ihr Heil in der Flucht. Tzschirner entkam nach Baden, um an der dortigen Reichsverfassungskampagne teilzunehmen. Anschließend führte ihn sein Weg nach Amerika, von wo aus er erst 1865 zurückkehrte. Todt wiederum setzte sich in die Schweiz ab und starb dort 1852. Ebenfalls in die Schweiz entkommen konnte Richard Wagner, während Gottfried Semper in Paris und London Zuflucht fand.
Weniger Glück hatten hingegen Heubner und Bakunin. Beide wurden gefaßt und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Nach der Umwandlung dieser Urteile in lebenslange Haft lieferte Sachsen Bakunin wegen seiner Beteiligung am Prager Aufstand 1848 an Österreich aus. Später wurde er an Rußland ausgeliefert, wo er zuletzt eine lebenslange Verbannung nach Sibirien erlitt, aus der Bakunin 1861 fliehen konnte, um sein revolutionäres Wirken fortzusetzen. Heubner seinerseits saß bis 1859 im Zuchthaus Waldheim ein. Dann kam er anläßlich der Hochzeit des sächsischen Prinzen Georg durch einen königlichen Gnadenerlaß frei.