© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 19/24 / 03. Mai 2024

Vom Ende freier Forschung über die Krimtataren
Russische Klitterungen
(ob)

Die Annexion der Krim durch Rußland 2015 und die Übernahme der Universität Simferopol durch die russische Administration bedeutete das faktische Ende freier Lehre und Forschung zu Geschichte und Kultur der Krimtataren, weitreichende negative Konsequenzen für die krimtatarische Wissenschaft, wie die Politologin Elmira Muratova beklagt, die seit 2005 an der Taurischen Nationalen Universität in Simferopol über die „Neubelebung des Islam auf der postsowjetischen Krim“ forschte und heute im Exil am Europäischen Zentrum für Minderheitenfragen tätig ist. Studien dazu seien nur möglich, soweit sie den „Mythos von der ‘russischen Krim’“ nicht beschädigten (Für Vielfalt. Zeitschrift für Menschen- und Minderheitenrechte, 1/2024). Welche Geschichtsklitterungen unter diesen Bedingungen produziert würden, könne man anhand der nach 2014 entstandenen Monographien wie dem dritten Band der „Geschichte der Krimtataren“ oder der „Zusammenstellung der Denkmäler der Geschichte, Architektur und Kultur der Krimtataren“ nachlesen, indem ihre Verfasser jeden Verweis auf die „zerstörerische Wirkung des russischen Einflusses“ auf die krimtatarische Kultur vermeiden mußten. Nur einen Vorteil erkennt Muratova in dieser Politik: sie trug zur Internationalisierung krimtatarischer Studien bei. 


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