© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/24 / 26. April 2024

Meldungen

Geißeln im alten Ägypten: Malaria und Parasiten 

WASHINGTON. Die Menschen im Reich der Pharaonen wurden offenbar von vielen Parasiten und Insekten geplagt, welche auch schwere beziehungsweise chronische Krankheiten auslösen konnten. Das ergab eine Analyse von 31 wissenschaftlichen Fachartikeln über Mumien aus dem Alten Ägypten durch den Paläopathologen Piers Mitchell von der University of Cambridge: 65 Prozent aller Leichen wiesen parasitäre Würmer auf, 22 Prozent der Einbalsamierten müssen zu Lebzeiten unter Malaria gelitten haben, und zehn Prozent der Verstorbenen waren an Leishmaniose erkrankt, die mit schweren Hautläsionen und lebensgefährlichen Veränderungen der inneren Organe einhergeht. Selbst im Körper des jugendlichen Pharaos Tutanchamun entdeckte man zwei verschiedene Malariastämme (Advances in Parasitology 3/2024). Hieraus sollte sich nach Meinung von Experten wie der Mikrobiologin Marissa Ledger von der kanadischen McMaster University ein grundsätzlich neuer Blick auf die antike Zivilisation am Nil ergeben: Wenn derart viele Menschen durch Parasiten und Infektionskrankheiten in ihrer Lebensführung eingeschränkt gewesen seien, habe das gewiß „enorme Auswirkungen auf das Funktionieren der Gesellschaft als Ganzes“ gehabt. (ts)

 www.sciencedirect.com/science/article/abs




Steinzeitliche Tötungen nach Mafiamethoden 

WASHINGTON. Im Jahre 1984 fand der forensische Anthropologe Eric Crubézy von der Université Toulouse unweit von Saint-Paul-Trois-Chateaux im Tal der Rhone die etwa 5.600 Jahre alten Skelette zweier Frauen in auffällig unnatürlichen Positionen, für die er vier Jahrzehnte lang keine Erklärung hatte. Dann erfuhr er von einer Tötungsmethode der italienischen Mafia namens Incaprettamento, bei der die Opfer mit einem Seil um Fußknöchel und Hals auf den Bauch gelegt werden, so daß sie sich durch das Gewicht ihrer eigenen Beine langsam selbst erwürgen. Wie Crubézy jetzt im Wissenschaftsmagazin Science schreibt, kamen die beiden weiblichen Personen in Saint-Paul-Trois-Chateaux offensichtlich ganz genauso zu Tode (Online-Ausgabe vom 10. April 2024). Außerdem verweist Crubézy auf zwanzig weitere auf diese Weise strangulierte Menschen, die man seit 1984 an 15 steinzeitlichen Plätzen zwischen Polen und der Iberischen Halbinsel gefunden habe. Daraus zieht er den Schluß, daß es während der Zeit von 5500 bis 3500 v. Chr. in ganz Europa üblich gewesen sein müsse, nach Art des Incaprettamento zu töten – und zwar rätselhafterweise über alle kulturellen Grenzen hinweg. (ts)

 www.science.org



Erste Sätze

Schließlich habe ich meinen Vater ermordet. Der einsame goldene Zeiger auf dem blauen Zifferblatt am Turm der Moskauer Universität auf den Leninhügeln stand auf minus vierzig Grad Celsius. Die Autos sprangen nicht an, die Vögel trauten sich nicht zu fliegen

Viktor Jerofejew: 

Der gute Stalin, Berlin 2021 



Historisches Kalenderblatt

29. April 1624: Der französische König Ludwig XIII. beruft Kardinal Armand-Jean Richelieu in den Staatsrat, der dann als Erster Minister die Rolle Frankreichs während des Dreißigjährigen Krieges bestimmte und die Stärkung der Zentralmacht zum Absolutismus einleitete.