© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/24 / 26. April 2024

Plagiatsfunde in Artikeln von SZ-Vize Föderl-Schmid

MÜNCHEN. Nachdem der österreichische Plagiatsjäger Stefan Weber in der Doktorarbeit der umstrittenen stellvertretenden Süddeutschen-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid mindestens 157 Plagiatsstellen gefunden hatte, hat er nun ein zweites Gutachten zu ihren Texten bei der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Darin wirft Weber ihr vor, in „mindestens 34 SZ-Artikel teilplagiiert“ zu haben. Insbesondere bei Reportagen habe sich Föderl-Schmid bei anderen Journalisten vom Spiegel, der taz und des Deutschlandfunk Kultur bedient, wie es in einem Blogbeitrag auf Webers Netzseite plagiatsgutachten.com heißt. So habe Föderl-Schmid beispielsweise während ihrer Korrespondententätigkeit in Israel für eine Reportage zum Pessach-Fest 2018 bei einem vier Jahre älteren Artikel des Spiegel-Redakteurs Claus Hecking abgeschrieben – teilweise in ganzen Sätzen. In beiden Berichten komme zum Beispiel der identische Satz vor: „Junge Männer glühen auf der Straße mit dem Gasbrenner Töpfe und Pfannen aus, um jede Spur Chametz zu vernichten.“ Die Ergebnisse beruhen auf einer „stichprobenartigen Überprüfung von exakt 1.091 Artikeln aus der Süddeutschen und einigen Artikeln aus dem Standard“. Die Überprüfung erfolgte aus „wissenschaftlichem Interesse, sie wurde von uns selbst finanziert“, betonte Webers Team. Das Nachrichtenportal „Nius“, das die vorige Dissertationsanalyse bezahlt hatte, habe „sie nicht beauftragt“. Für Weber reicht Föderl-Schmids Vorgehen „an den Spiegel-Fälscher Claas Relotius heran“. Auch bei Meinungsbeiträgen seien „teilplagiierte Textpassagen“ gefunden worden. Zudem seien „Agenturtexte ohne Quellenangaben z.B. an den Enden der Artikel“ verwendet worden, obwohl „die Autoren-Vignette einen Bericht vor Ort und allein aus der Feder der Verfasserin erwarten läßt“. Bei nichtmedialen Institutionen wie dem Jüdischen Museum Berlin habe sich die Journalistin ebenso bedient. Plagiierte „wörtliche Interview-Zitate“ untermauern darüber hinaus den „Verdacht auf Fälschung“. Auch in Föderl-Schmids Büchern „Journalisten müssen supersauber sein“ und „Flüchtlinge als Sündenböcke in Europa und Israel“ finden sich laut Weber „zwölf Plagiatsfragmente“. Selbst eine Rede im Rahmen der „Montforter Zwischentöne“ 2022, eines Festivals der Vorarlberger Stadt Feldkirch, sei nach Einschätzung Webers „von Plagiaten durchsetzt“. Die SZ untersucht mit einer beauftragten Kommission unter dem früheren Spiegel-Mann Steffen Klusmann ebenfalls die journalistischen Arbeiten von Föderl-Schmid. „Wenn diese Untersuchung abgeschlossen ist, wird sich die Chefredaktion zu deren Ergebnis äußern“, teilte das Medienhaus nach Webers Veröffentlichungen mit. Die Universität Salzburg hatte bei ihrer Prüfung der Dissertation von Föderl-Schmid „kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“ festgestellt (JF 16/24), so daß die Journalistin ihren Doktortitel behalten darf. Die journalistischen Texte waren nicht Teil der Kontrolle. (gb)



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