Viele werden sich nicht mehr daran erinnern können, aber Twitter war in seinen Anfangsjahren so etwas wie die ultimative Plattform des Rechts auf freie Rede. Hier ging lange vieles, was auf Facebook und Co. nicht ging. Tiefschwarzer Humor galt dort genauso als legitim wie Meinungsäußerungen jeglicher politischen Färbung. Dann kamen die „Social Justice Warriors“ und haben das Ganze durch eifriges Denunzieren, Melden und Shitstorming nahezu in das komplette Gegenteil umgekehrt. Und dann kam Musk …
Seit der meinungsfreudige Hightech-Milliardär das nunmehr unter dem großen X agierende Unternehmen übernommen hat, herrscht auf der Seite wieder jene fast schon anarchistisch anmutende Meinungsfreiheit, die die Plattform einst so groß und bedeutend gemacht hat. Vor allem in den USA, wo der Geist des „Freedom of speech“ lange als das verbriefte Grundrecht eines jeden freien Bürgers galt – und wo man sich ein politisches Eingreifen in die Firmenkultur und Gesetze gegen „Hetze“, „Haßrede“ und vermeintliche „Fake News“ von europäischem oder gar deutschem Ausmaß bis zu den unter Musk aufgearbeiteten „Twitter Files“ nicht vorstellen konnte.
Der Mehrwert, den X dami in Sachen Meinungs- und Informationsvielfalt oder auch schlicht in puncto Unterhaltsamkeit bietet, ist unübersehbar. Etliche politisch nicht immer ganze korrekte und vor allem vom Einheitsbrei des medialen Mainstreams abweichende Accounts machen das Stöbern auf der Plattform für viele seiner Nutzer so interessant wie lange nicht mehr. Sehr zum Ärger einer kleinen weiter besonders lauten Minderheit, die mit ihrer Cancel Culture nicht nur deutlich weniger Gehör bei den offiziellen Kontrolleuren in den X-Büros findet – und damit ihre totale Meinungshoheit in dem Sozialen Netzwerk verliert –, sondern sich dank etlicher Anti-Woke-Profile auch erstmals mit nennenswertem und vor allem ungestraftem Gegenwind konfrontiert sieht. Bei dieser digitalen Konfrontation setzen die Betreiber der Konten am liebsten auf eine „Waffe“, die für autoritäre Gestalten schon immer die wohl mit Abstand gefährlichste war; das scharfe Schwert des Humors. Mit viel Ironie, Sarkasmus und dem erbarmungslosen Vorführen des alltäglichen Woke-Wahnsinns zeigen sie der Bubble auf, was „normale Menschen“ so von ihr und ihrer „Clownswelt“ halten.
Trans-Trend und Migrantengewalt im Fokus
Einer dieser Ketzer, die immer noch an biologische Geschlechter, die Notwendigkeit von klaren Regeln für eine kontrollierte Einwanderung und anderen „gefährlichen Unsinn“ glauben, hat sich gar gleich nach dieser benannt. In der Timeline von „Clown World“ finden sich täglich zahlreiche neue Videos aus der wirren Gedankenwelt der neulinken Ideologie beziehungsweise aus der realen Welt, zu der deren verwirrte Anhänger sie gemacht haben.
Immer wieder schauen die US-Amerikaner dabei auch über den großen Teich nach Europa. Die Clips geben dem internationalen Publikum unter anderem einen kleinen Eindruck davon, was afrikanische Einwanderer in Frankreich unter „Selbstbedienung“ bei McDonalds verstehen oder zeigen Straßenbilder aus Dublin, auf denen kein augenscheinlicher Ire mehr zu erkennen ist. Auch ein paar besonders bunte Impressionen aus dem deutschen Nahverkehr gibt es zu sehen.
Für alle, die solche und ähnliche Zustände am liebsten sofort beenden würden, dürfte das X-Profil „End Wokeness“ etwas sein. Dessen Betreiber zeigen zum Beispiel texanische Einsatzkräfte bei ihrem konsequenten Vorgehen gegen Menschenschieber und loben die Beamten dafür, daß sie mit ihrer Arbeit die Souveränität ihres Landes verteidigen und damit das tun würden, was ihre eigene Regierung versäume.
Ein anderer Post hat einen Filmbeitrag des konservativen US-Nachrichtensenders Fox News eingebunden, der beweist, daß illegale Einwanderer, die mit der All-inklusive-Versorgung in dem Land, in das sie widerrechtlich eingedrungen sind, unzufrieden sind, kein rein europäisches Problem sind.
Auf dem Profil „Woke Archive“ setzt man im virtuellen Meinungskampf mit den politischen Erzeugern dieser Schönen neuen westlichen Welt lieber auf die Wirkungskraft des gemeinen Internet-Memes. Thematisch setzen sie dabei weniger auf die linke One-World-Naivität bei der Zuwanderung, als auf eine andere woke Chaostheorie. So machen sich die Köpfe hinter den Beiträgen vor allem in bitterböser Weise über die verqueeren Ansichten der Trans-Lobby lustig.
Nicht selten kann einem beim Betrachten der modernen Karikaturen das Lachen im Halse stecken bleiben. Reverenzen an die Zeichentrickserie „Die Simpsons“, in denen die Figur des Mr. Smithers seinem Kind eine Pistole in den Rücken drückt, um es bei seiner angeblich selbst getroffenen Entscheidung für seine Trans-Identität zu unterstützen, sind sicherlich nichts für zarte Gemüter, bringen aber die Obszönität von Frühsexualisierung und den kranken Druck, den besonders woke Eltern während der vermeintlichen Selbstfindungsphase auf ihren Nachwuchs ausüben, eben doch ganz gut auf den Punkt.
Profil nach der Löschung 2019 wieder freigeschaltet
Andere erwähnenswerte Profile setzen mehr auf den klassischen Nachrichten- und Infocharakter, auch wenn dieser weit weg von Humor ist. Das Schlimmste aus allen Welten hat ein europäischer Account zu bieten. RadioGenoa dokumentiert Alltagsszenen, die man wohl am besten als übertrieben buntes Potpourri aus Migrantengewalt, sozialistischer sexueller Straßenkunst und bizarren Videoberichten über „schwangere Männer“ und die unterschiedlich radikalen Varianten des „westlichen Islams“ beschreiben kann. Dazwischen streuen die Betreiber des italienischen Accounts immer wieder rhetorische Fragen an die eigene Community wie die, ob es in ihrem Land auch so ruhig zugehe wie in den von ihnen gezeigten Aufnahmen aus der Moskauer U-Bahn.
Mit Paul Joseph Watson kann bei X auch einer der Veteranen der Gegenkultur wieder zu alter Höchstform auflaufen. 2019 wurde er nach einer linke Internet-Petition von Twitter verbannt. Die neue alte Freiheit erlaubt es dem Youtuber und Journalisten, der auf Facebook seit Jahren gesperrt ist, auf X die volle Breitseite des Infokriegs zu präsentieren. Diesen hat der Autor bei dem inzwischen häufig bestätigten „Verschwörungstheoretiker“ Alex Jones gelernt. Wobei der Brite im Vergleich zu seinem lauten Lehrmeister trotz aller Kontroversen, die er selbst in Teilen des konservativen Lagers mit seiner Kritik an der Glorifizierung von „Hollywood Trans Kids“ und seinem aktuellen Lieblingsfeind US-Präsident Joe Biden auslöst, fast schon introvertiert und gelassen wirkt.
Den internationalen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen widmet sich auch Visegrád 24. Europa, Naher Osten oder Down Under, die Macher punkten mit schnellen, aussagekräftigen Augenzeugenvideos und -fotos. Wer seine Informationen bisher ausschließlich von ARD und ZDF bezogen hat, könnte durch die ungefilterte Wahrheit allerdings einen gewissen Realitätsschock erleiden. Die Freiheit des Internets birgt eben tatsächlich seine Gefahren.