Lange Zeit hat „Arthur der Große“ zwei Hauptfiguren, deren Alltag die Filmkamera in schnellem Wechsel begleitet. Sie leben meilenweit voneinander entfernt in ganz verschiedenen Welten und nichts, absolut nichts verbindet sie. Irgendwann jedoch werden sie sich begegnen: der verrückte Abenteurer und der verrückte Hund. Michael heißt der eine und Arthur wird der andere heißen. Er wird diesen Namen in Anlehnung an die Legende von König Artus (im Englischen: „Arthur“) verliehen bekommen wie eine Ehrenmedaille. Die Gründe dafür sollten, um die Spannung zu erhalten, in einer Filmbesprechung nicht vorab verraten werden. Aber auch harte Kerle sollten Taschentücher bereithalten.
Michael Light (Mark Wahlberg) ist Extremsportler in der Disziplin „Abenteuerrennen“. Das „Adventure Race“ ist ein zehntägiger Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer insgesamt 700 Kilometer Tropenlandschaft durchqueren müssen, per pedes, Fahrrad und Kajak. Gleich in der ersten Etappe müssen knapp fünfzig Kilometer Urwald überwunden werden. Es folgen 300 Kilometer Radrennen. Wer dann noch nicht fix und fertig ist, auf den warten 27 Meilen Klettern durch zerklüftetes Gestein, 82 Meilen Nachtlauf durch den Dschungel und am Ende eine Kombination aus Ruder- und Laufwettbewerb.
Balance zwischen adrenalinhaltigen und emotionalen Szenen
Leider ist der langjährige Titelaspirant Michael nicht nur ein echter Kerl, sondern auch ein sturer Hund. Deswegen sind ihm bisher die ganz großen Erfolge versagt geblieben: Eine der eigentlichen Filmhandlung vorgeschaltete Episode zeigt, wie die Titelhoffnungen des muskulösen Helden und seiner Mannschaftskameraden 2015 im Mangrovensumpf versanken. Drei Jahre später läßt ihn seine Frau Helen (Juliet Rylance), mit der er eine reizende Tochter hat, noch einmal von der Leine, als Michael erneut die Rekordlust packt. Für den in die Jahre gekommenen Athleten ist es die letzte Chance, einen großen Wettkampf zu gewinnen. Er stellt mit der Steilwandkletter-Heroine Olivia (Nathalie Emmanuel), seinem alten Mannschaftsgefährten Leo (Simu Liu) und dem eigentlich ausrangierten Chik (Ali Suliman) eine flotte Truppe zusammen. Sie wollen – jeder aus unterschiedlichen Gründen – um jeden Preis und jeden Schmerz der Welt Platz 1 der „Adventure Racing“-WM erringen.
Austragungsort ist die Dominikanische Republik. In der Hauptstadt des vermeintlichen Inselparadieses, dessen weniger heimelige Aspekte Regisseur Simon Cellan Jones akkurat zum Teil der Handlung macht, startet das Zehn-Etappen-Rennen. Zwischendurch können sich die Teilnehmer in Revitalisierungslagern ausruhen und etwas Nahrung zu sich nehmen, zum Beispiel Fleischbällchen. Und da die für Hundeschnauzen ganz besonders bekömmlich riechen, steht auf einmal dieser schwer mißhandelte und ebenfalls extrem sture Straßenköter vor Michael und schaut ihn treuherzig an ...
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte. Erlebt hat sie 2014 der schwedische Extremsportler Mikael Lindnord. Über seine außergewöhnliche Zufallsbegegnung während der „Adventure Racing“-Weltmeisterschaft in Ecuador schrieb Lindnord das Buch „Arthur – Der Hund, der den Dschungel durchquerte, um ein Zuhause zu finden“.
Simon Cellan Jones’ Adaption des authentischen Berichts ist der ideale Film für alle Familien, die ihren Kindern für den Maifeiertag einen Kinobesuch in Aussicht gestellt haben. Seit „Boomer, der Streuner“ Anfang der Achtziger die Kinder scharenweise vor die Flimmerkisten lockte, weiß schließlich jeder: Je struppiger das Fell des tierischen Helden, desto größer die Anteilnahme an seinem Geschick. Geschickt balanciert der Regisseur die adrenalinhaltigen und die emotionalen Szenen miteinander aus, verbindet phantastische Aufnahmen von dem tatsächlich in der Dominikanischen Republik gedrehten Extremsport-Abenteuer mit fast schon sozialkritisch anmutenden Bildern der Elendsviertel von Santo Domingo. Und auch wenn es in extremen Lagen schon mal Streit geben kann, in einem sind sich die vier Mitglieder aus Michaels Mannschaft einig: „Was zählt, ist die Familie.“ Deswegen ist „Arthur der Große“ mit der spannenden Entscheidung in dem Wettrennen auch längst noch nicht am Ende.
Foto: Extremsportler Michael (Mark Wahlberg) und Hund Arthur: Der Film basiert auf einer wahren Geschichte