© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/24 / 26. April 2024

An der Grenze menschlichen Bewußtseins
ChatGPT ist jedermannstauglich

Wie ein Brandbeschleuniger hat ChatGPT, das neue KI-Werkzeug, die Medienwelt entflammt.“ Von Künstlicher Intelligenz und ihrer Nutzung in Wissenschaft und Forschung, Justiz und Medizin, bei Industriellen und Kriminellen ist überall die Rede, und nahezu täglich werden neue Anwendungsgebiete vorgestellt. Denn was das US-Unternehmen Open AI hier auf den Markt brachte, ist seit zwei Jahren „jedermannstauglich“, wie der Publizist und Professor für Bildungstheologie Eckhard Nordhofen (Uni Gießen) es formuliert. Waren es Ende 2022 eine Million Nutzer, sind es heute etwa 100 Millionen, die sich pro Woche die  „ungeahnten Möglichkeiten“ des lernfähigen Algorithmus erschließen. Vor dem ausgerechnet Sam Altman, der Vorstandschef von Open AI, schon während der Markteinführung gewarnt hat, weil diese KI das Zeug habe, die Menschheit auszulöschen. Unter Berufung auf die Expertise von Ralf Otte, der über Automatisierungssysteme an der TU Ulm forscht, hält Nordhofen diesen Ausblick für Schwarzseherei. Sei es doch „grundsätzlich unmöglich, daß Computer ein Bewußtsein entwickeln, wie es der Mensch hat“. Also habe KI auch kein Gefühl und keinen eigenen Willen, sondern lediglich die Fähigkeit zur Simulation menschlichen Bewußtseins. Aber den Gipfel ihrer Entwicklung habe KI damit keineswegs erreicht. Auf den könnte sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Quantenrechner führen, der alle Simulationen perfektionieren werde. Damit verschwänden letzte Schranken an der Grenze des menschlichen Bewußtseins, die das Unvergleichliche des Gehirns heute noch von Künstlicher Intelligenz trennen (Herder-Korrespondenz, 1/2024). (ob)        www.herder.de/hk/