Den Stadtteil Bümpliz im Westen von Bern kennt so ziemlich jeder Schweizer. Der wichtigste Grund dafür ist das Lied „Die W. Nuss (ausgesprochen: Venus) vo Bümpliz“. Der Schlager von Patent Ochsner wird gefühlt immer dann gespielt beziehungsweise gegrölt, wenn mehr als drei Bier im Spiel sind.
Die Single aus dem Jahr 1996 war monatelang in der nationalen Hitparade, davon 16 Wochen auf dem ersten Platz. „Leicht und flüchtig wandelt sie durch die Gassen, die rammligen Himbeerjungen, schüchtern und brav wie Schafe, schön föhnfrisiert, nähern sie sich ungeduldig der Dame“, so der Text des Liedes.
Das waren noch andere Zeiten, das nette Image ist dahin. Böse Zungen behaupten, Bümpliz sei das Ghetto von Bern, obwohl bürgerliche Gegenden in Deutschland schlimmer aussehen. Hier aber kommen oft einkommensschwache Familien unter, die über einen Migrationshintergrund verfügen.
Das sorgt für Probleme. So hatte es ein paar Vorfälle in den vergangenen Monaten gegeben, die dem Viertel schlechte Presse bescherten: Eine tödliche Messerstecherei zwischen Drogenhändlern, ein Raubüberfall und eine Körperverletzung, bei der eine Schreckschußwaffe zum Einsatz kam, beunruhigen den braven Teil der Bevölkerung. Ebenso eine Kindergruppe im Nachbarviertel, die eine Pausenaufsicht umringte und „Allah Akbar“ rief.
„Man spricht nicht darüber,
aber Bern-Bümpliz ist sowas wie das Neukölln der Schweiz“ – erzählt ein Vater.
Vor wenigen Wochen sorgte ein Zwischenfall erneut für schweizweites Aufsehen. Auf dem Pausenhof im Stadtteil sind zwei Schüler aneinandergeraten. Ein Achtjähriger fühlte sich nicht korrekt behandelt. Und statt, wie das normale Jugendliche tun, den Streit auf TikTok oder Instagram auszutragen und ein ordentliches Cybermobbing zu starten, stürmte der Jüngling nach Hause.
Dort holte er eine Axt und kam damit zurück. Gott sei Dank war die Schule vorbereitet – und die anderen Kinder wohl wieder in den Klassenzimmern, als der Axtjunge zurückkam. Die Lehrer konnten ihn isolieren, so daß das Werkzeug nicht zum Einsatz kam. Anschließend verständigten sie die Mutter des Täters, die ihn dann abholte.
Geschädigt wurde niemand, außer vielleicht der ohnehin nicht mehr beste Ruf des Viertels. „Man spricht zwar nicht darüber, aber Bern-Bümpliz ist sowas wie das Neukölln der Schweiz. Gewalt und Grenzverletzungen an der Schule kommen leider immer wieder vor“, erzählte der Vater eines Mitschülers des Axtjungen dem Boulevardblatt 20 Minuten. Doch die Schule scheint die Probleme gelassen zu nehmen. „Wir haben bisher keine Kenntnis von beunruhigenden Reaktionen“, teilte Schulleiterin Aline Bechler mit. Ein ganz normaler Tag eben.