Das Private ist politisch, lautete einst eine Kernthese der 68er-Bewegung. Als deren politische Fortsetzung mit anderen Mitteln gelten ja eigentlich die Grünen, doch scheint sich auch bei der FDP ein gewisses Restsubstrat dieses salonrevolutionären Geistes erhalten zu haben. Und was, bitte schön, ist privater, sprich: politischer als der Tod, da „jeder stirbt für sich allein“? So jedenfalls könnten die Liberalen im beschaulichen Stuttgarter Stadtteil Degerloch gedacht haben, als sie einem ebenso erstaunlichen wie brisanten Mißstand auf dem Alten Friedhof auf die Spur kamen. Dort nämlich sind die im Gemeinschaftseigentum befindlichen Gießkannen allesamt mit einer Aufschrift als solches gekennzeichnet. Ordnung muß sein. Doch wie mag man den Alten Friedhof Degerloch abkürzen – der Schwabe ist bekanntlich sparsam? Richtig, mit den Anfangsbuchstaben. Die aber lauten „AFD“ – und genau so steht es auf den Plastikkannen. Daß die grün sind und nicht blau, mindert die Anstößigkeit in den Augen der Liberalen mitnichten. Der Vorsitzende der FDP-Gruppe im Bezirksbeirat, André Jörg, will das Kürzel jedenfalls nicht weiter tolerieren, berichteten die Stuttgarter Nachrichten. „Wir wollen unseren Stadtteil schöner machen und uns auch auf die Details konzentrieren“, habe der Freidemokrat nun auf einer Sitzung des Gremiums postuliert – und dort dem Blatt zufolge extra angefertigte Schablonen für eine Alternative für Gießkannen präsentiert. Dort soll künftig zwar nicht „Friede den Pherstorbenen“ (FDP), sonden mit vollem Schriftzug „Alter Friedhof Degerloch“ stehen. Man habe den FDP-Politiker dann gebeten, die Sprühschablonen an das Garten- und Friedhofsamt weiterzuleiten. Nicht überliefert ist, ob sich der normale Degerlocher privat-politisch bloß fragt: „Was koschded des?“ Oder auch, warum sich die FDP so sehr mit Themen in Grabesnähe befaßt.