Frühindustrialisierung in „Fabriken ohne Maschinen“
CAMBRIDGE. Bislang galt als absolut unumstritten, daß die industrielle Revolution um etwa 1750 in England begann und aus dem Anbruch des Maschinenzeitalters resultierte. Dem stehen nun aber die Befunde einer großen britischen Arbeitsgruppe unter Leigh Shaw-Taylor von der Universität Cambridge entgegen, die seit 2003 rund 160 Millionen Datensätze ausgewertet hat: Der Industrialisierungsschub in England setzte ganz offensichtlich bereits einhundert Jahre früher unter der Herrschaft des Hauses Stuart ein. Denn ab etwa 1650 ging die Zahl der Bauern deutlich zurück, während immer mehr Menschen systematisch Güter produzierten – wenngleich auch noch in „Fabriken ohne Maschinen, verteilt auf Hunderte Haushalte“, wie Shaw-Taylor die damaligen Zustände beschrieb (Pressemitteilung der University of Cambridge vom 4. April 2024). Die Gründe für die „Explosion der Netzwerke von Heimarbeitern“ in England sind noch nicht vollständig geklärt. Allerdings scheinen zwei Faktoren eine entscheidende Rolle gespielt zu haben, nämlich das weitgehende Fehlen von Zollgrenzen im Lande und der relativ geringe Einfluß der traditionellen Händlergilden, welcher die Vermarktung der Produkte durch die Hersteller erleichterte. (ts)
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Sensationeller Quellenfund über Aztekenhauptstadt
MEXIKO-STADT. Codices der Azteken, in denen das mesoamerikanische Volk wichtige Ereignisse oder Fakten mittels Bildern und Ideogrammen festhielt, sind heute ausgesprochen rar, denn die meisten dieser „heidnischen Zeugnisse“ wurden von Missionaren oder Konquistadoren vernichtet. Um so spektakulärer ist der Fund dreier solcher Codices, über den die mexikanische Altertumsbehörde Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH) am 21. März in einer Pressemitteilung berichtete. Die Aufzeichnungen auf Amatl-Papier stammen aus dem Ort San Andrés-Tetepilco und befanden sich jahrhundertelang im Besitz einer Familie, die das Konvolut nun für 566.000 US-Dollar an den Staat veräußerte. Der erste Codex enthält eine Karte, welche die Gründung der präkolumbischen Stadt Tetepilco darstellt, während der zweite Codex das Inventar der von den Spaniern erbauten Kirche von San Andrés auflistet. Und der dritte Codex schildert auf zwanzig Seiten die Geschichte der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlán seit ihrer Gründung, aber auch die Ankunft der Spanier im Jahr 1519 und die Vizekönigszeit bis 1611 nach deren Eroberung. Zur Bedeutung der Dokumente sagte María Castañeda de la Paz von der Universidad Nacional Autónoma de México: „Das ist, als wenn heute ein neuer Rembrandt oder Velasquez auftauchen würde“. (ts)
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Erste Sätze
Wenige Begriffe der deutschen Dichtungs- und Geistesgeschichte sind so umstritten und vieldeutig wie der Begriff Romantik.
Paul Kluckhohn: Das Ideengut der deutschen Romantik, 2. Auflage, Halle 1942
Historisches Kalenderblatt
24. April 1884: Die deutsche Reichsregierung gibt dem Ansinnen des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz statt, dessen territoritale Erwerbungen an der Bucht Angra Pequena (Lüderitzbucht) vor britischen Ansprüchen zu schützen – Keimzelle der Kolonie Deutsch-Südwestafrika.