Cem Özdemir ist ein sympathischer Ampel-Minister. Angesichts der peinlichen 360-Grad-Besetzung des Auswärtigen Amtes und mit Blick auf die Gefahren, die von Nancy Faeser, Marco Buschmann oder Robert Habeck für Freiheit und Wohlstand ausgehen, ist der schwäbelnde Grüne wirklich harmlos. Hätte Özdemir allein entscheiden können, wäre der Agrardiesel den Bauern nicht gestrichen worden. Daß er sich schon vor zehn Jahren mit Hanfpflanzen ablichten ließ, spricht für Humor. Daß er kein Fleisch ißt, ist seine Privatangelegenheit. Aber warum will nun ausgerechnet unser Landwirtschaftsminister der unteren Einkommenspyramide erschweren, es zu essen?
Als gewiefter Politiker nennt er es „Tierwohl-Cent“ – aber das ist gelogen. Schon im Februar sprach Özdemir im ZDF von zehn Cent pro Kilogramm. Das erinnert fatal an den grünen Umweltminister Jürgen Trittin, der vor zwanzig Jahren verkündete, die „erneuerbaren Energien“ kosteten einen Durchschnittshaushalt nur „so viel wie eine Kugel Eis“. Doch unter Angela Merkel wurde die Energiewende unbezahlbar. Auch die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) ist keine grüne Erfindung, sondern ein klimaideologisches Relikt aus großkoalitionären Zeiten. Und diese ZKL forderte auf Seite 97 ihres Berichts von 2021 die „Einführung einer Abgabe auf Lebensmittel tierischen Ursprungs (z. B. Milchprodukte, Fleisch oder Eier)“. Auf Seite 115 wird sogar behauptet, der Preis für Rindfleisch müßte „etwa fünf- bis sechsmal so hoch ausfallen wie momentan, um die verursachten externen Kosten zu internalisieren“ – sprich: Kühe sind böse Klimaschädlige; Butter, Joghurt, Käse sowie Hamburger und Steaks nur noch für die ganz obere Einkommenspyramide. Der Rest muß sich mit veganen Ersatzstoffen, verarbeiteten Insekten und Laborfleisch aus dem Bioreaktor der Nasdaq-Firma anfreunden.
Das wird in dieser Legislaturperiode so nicht kommen, aber die ZKL läßt nicht locker: Die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte solle „schrittweise“ von sieben auf 19 Prozent steigen, heißt es in deren aktuellem Eckpunktepapier. Und das ist weit mehr als Özdemirs „Tierwohl-Cent“. Ein Kilogramm Roastbeef würde ohne Besteuerung etwa 30 Euro kosten, bei der derzeitigen Regelung sind es 32,10 Euro – künftig wären es 35,70 Euro. Das ist ein Cem-Aufpreis von immerhin 360 „Tierwohl-Cent“.