Wenn es einen Preis für die skurrilsten Stromsparmaßnahmen geben würde, der Deutsche Bundestag würde ihn vermutlich bekommen. Als nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Energiepreise durch die Decke gingen, wollte die Bundestagsverwaltung ein Zeichen setzen und drehte in fast allen Räumen die Warmwasserversorgung ab. Eingespart wurde nichts, denn Abgeordnete und Mitarbeiter erzeugten das warme Wasser danach mit elektrischen Wasserkochern. Jetzt sind die Stromrechnungen offenbar wieder zu hoch, so daß neue Maßnahmen verhängt wurden. Die wichtigste: Die Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung dürfen ihre privaten Mobiltelefone ab sofort nicht mehr in den Büros im Bundestag aufladen. Das Stromnetz darf nur noch für dienstliche Zwecke benutzt werden. Bei Verstößen drohen „arbeits- und strafrechtliche Konsequenzen“. Erlaubt bleibt aber die Nutzung von Ventilatoren, Mikrowellen, Teekochern und Kaffeemaschinen. Auch bei Reisen der Abgeordneten, die von Januar bis September 2023 3,7 Millionen Euro gekostet und damit den Betrag des gesamten Jahres 2022 (3,1 Millionen) schon überstiegen hatten, soll jetzt gespart werden. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief in einem Rundschreiben dazu auf, in Zukunft nur noch Economy- und nicht mehr Business Class zu buchen. Vielen Volksvertretern dürfte nicht gefallen, daß sie in Zukunft beim Volk im Flugzeug sitzen sollen und nicht mehr in der Business Class. Sie bietet den Vorteil, daß man aus der kostenfrei nutzbaren Lufthansa-Lounge kurz vor Boarding-Schluß ins Flugzeug steigt, vorne zwischen Managern, Schauspielern und anderen Promis Platz nimmt und nach der Landung auch sofort als erster wieder das Flugzeug verlassen kann. Nur wenn die Reise länger als vier Stunden dauert, darf künftig noch Business geflogen werden.