© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/24 / 12. April 2024

Elefanten-Geschenk aus Afrika
Deutschland und die EU wollen die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Tierarten verbieten
Mark Elferich

Streifen demnächst 20.000 Elefanten durch Deutschland? Die Drohung von Mokgweetsi Masisi, wilde Dickhäuter zu uns „abschieben“ zu wollen, ist keine Boulevardzeitungsente. Denn der Präsident von Botswana ist zu Recht sauer auf die deutsche und EU-Politik. Und das auch nicht erst seit jetzt: Schon Anfang des vergangenen Jahres berichtete die JUNGE FREIHEIT, daß sich Regierungsvertreter aus Botswana und Namibia sehr verärgert über Proteste gegen kommerzielle Auslandsjagdreisen nach Afrika zeigten.

Anläßlich der Messe „Jagd & Hund“ in Dortmund hatten wieder einmal „Tierrechtler“, Grünen-Politiker und Unterhaltungskünstler ein Verbot von Jagdtourismus gefordert. Die Umweltminister der beiden südafrikanischen Länder verbaten sich unqualifizierte Kritik von nicht sachkundigen Promis wie Katja Riemann oder Atze Schröder. In deren Vorstellungswelt, die vermutlich von TV-Serien wie „Daktari“ herrühren, fallen böse und natürlich alte, weiße Männer in das ungetrübte afrikanische Naturidyll ein und ballern sich wahllos quer durch die Rote Liste. Diese Stereotype werden von Influencern grüner Politik oder den Tierschutz-Extremisten von Peta fleißig gepflegt.

Nun eskaliert der Streit: Die EU und die Grünen machen Ernst. Hebel zur Unterbindung der Jagdreisen nach Afrika soll ein Einfuhrverbot der Trophäen sein, zumindest noch schärfere Beschränkungen. Daß die dortigen Regierungen Umweltministerin Steffi Lemke und Außenministerin Annalena Baerbock deshalb „Neokolonialismus und Rassismus“ vorwerfen, ist mehr als ein erwartbarer Reflex. Die Direktorin des Naturschutzgebietsverbandes von Namibia erklärte einer Boulevardzeitung: „Diese Leute wollen vielleicht Gutes tun, aber sie richten hier Schaden an. Wir sagen ihnen das, aber sie hören nicht zu. Sie sagen, wir könnten nicht für uns selbst denken … diese Leute haben die Dreistigkeit, einem afrikanischen Land zu sagen, was es zu tun hat! Das ist rassistisches Verhalten uns gegenüber.“ Der Ärger gipfelte dann in der Ankündigung des Präsidenten von Botswana, 20.000 Elefanten nach Berlin zu schicken.

Wilderei ist die wirkliche Gefahr für die afrikanische Tierwelt

Daß Grünen-Politikerinnen und alternde deutsche Schauspieler nicht zuhören, ist bedauerlich. Schließlich verteidigen auch der Internationale Rat für Arten- und Wildtierschutz (CIC), der Bund des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) sowie die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Auslandsjagd mit guten Argumenten. Zunächst sind Elefanten im südlichen Afrika keine aussterbenden Exoten, sondern so gewöhnlich wie hierzulande Rehe am Straßenrand. Die Zahl der grauen Riesen auf dem südlichen Teil des Kontinents ist zwar im letzten halben Jahrhundert insgesamt stark gesunken, erholt sich aber durch Schutzprogramme derart, daß die Tiere regional zur Plage werden.

Ihre Bestandsregulierung ist notwendig: Wenn die Feldarbeit liegenbleibt, weil sich die Frauen wegen aggressiver Elefanten nicht mehr auf den Acker trauen (Landwirtschaft ist in vielen afrikanischen Ländern traditionell Frauenarbeit), hat die Dorfgemeinschaft ein Ernährungsproblem. Ebenso wenn die grauen Dickhäuter Ernte und Saat zertrampeln. Alle landwirtschaftlichen Flächen elefantensicher einzuzäunen ist aus Kosten- und Akzeptanzgründen utopisch. Die Elefanten werden also ohnehin bejagt. Was spricht dagegen, die Entnahme an solvente Jagdgäste zu delegieren und somit doppelt zu profitieren? Die kontrollierte Vergabe der Jagdlizenzen ist eine wichtige Einnahmequelle, die durch Fotosafaris nicht kompensiert werden kann. Die Einnahmen kommen Bildungs- und Gesundheitsprojekten zugute.

Die Elefantenjagd ist praktizierter Artenschutz, denn nur dadurch, daß die Tiere einen ökonomischen Wert darstellen, wird überhaupt etwas für den Schutz ihrer Bestände unternommen. Ohne Jagd wären die Wildhüter arbeitslos und statt kontrollierter Abschüsse würden Wilderer wieder ungehindert aktiv, die sich weder an reglementierte Abschußkontingente noch an Schonzeiten oder Muttertierschutz halten. Wilderei ist die größte Gefahr für afrikanische Elefanten. Das Fleisch erlegter Tiere wird den Dorfgemeinschaften überlassen und von diesen direkt vermarktet. Die Jugendlichen vor Ort können, statt als Wilderer straffällig zu werden, eine Ausbildung zum Ranger absolvieren und mit dem Verdienst ihre Familien unterstützen.

Und schließlich: Die lizenzierte, legale Jagd sorgt dafür, daß der Lebensraum der Wildtiere erhalten bleibt. Ohne den finanziellen Anreiz würde das Savannenland zugunsten von Siedlungsbau, Agrarwirtschaft oder Bergbau zerstört. Daß B-Prominente wie Atze Schröder sich mit solchen Zusammenhängen nicht beschäftigen, weil sie nur an flüchtiger PR interessiert sind, versteht sich. Aber einer deutschen Umweltministerin – die im Gegensatz zu manchen ihrer Parteigenossen über ein abgeschlossenes Studium verfügt – sollte sich die Logik dieser Sachargumente eigentlich erschließen.

Im letzten Jahr begnügte sich Botswana noch damit, provokativ zu fragen, ob die Promis, die sich gegen die Auslandsjagd exponierten, auch Wildschäden und Ranger-Gehälter aus ihrer Tasche zahlen würden. Nun geht der botswanische Präsident einen Schritt weiter und droht mit Elefanten-Invasion. Vermutlich würden unsere Politiker mit dem Merkel-Mantra reagieren: „Nun sind sie halt da.“ Im Gegensatz zu manchen nordafrikanischen Landsleuten könnten sich die Dickhäuter hierzulande aber durch produktive Arbeit integrieren. Die Bild witzelte bereits über Transporttiere und Wasserspritzer für die Feuerwehr. Unser Vorschlag: Kriegselefanten für Pistorius’ Trümmertruppe.

 Das zu Unrecht kritisierte Elefanten-Land Botswana

In Afrika gibt es 56 souveräne Staaten, und viele davon würde Donald Trump als „Shithole Countries“ bezeichnen. Botswana gehört nicht dazu. Bergbau, Rinderzucht und Tourismus sorgen für bescheidenen Wohlstand in der früheren britischen Kolonie Betschuanaland. Etwas größer als Spanien, liegt die Republik mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 7.758 Dollar auf dem Niveau des EU-Beitrittskandidaten Albanien und weit vor der Ukraine (5.225 Dollar). Die Staatsverschuldung liegt mit 20 Prozent des BIP bei weniger als einem Drittel des Werts von Deutschland. Der 61jährige Mokgweetsi Masisi ist Gymnasiallehrer, hat erfolgreich an der Florida State University studiert, für die Unesco gearbeitet und ist seit 2019 demokratisch gewählter Präsident des 2,4-Millionen-Einwohner-Landes. Dank strenger Naturschutzgesetze leben hier über 130.000 Elefanten – so viele wie in keinem anderem Land. Deshalb wurde nach einem fünfjährigen Moratorium 2019 von der Masisi-Regierung beschlossen, Elefanten wieder zum Abschuß für Jagdtouristen freizugeben. (fis)