Für den Soziologen Albert Denk (FU Berlin) weist die Halbzeitbilanz der „nachhaltigen Entwicklungsziele“, die sich die Vereinten Nationen bis 2030 gesteckt haben, nur eins aus: ihre eigene „nachhaltige Bedeutungslosigkeit“. Denn für nur 15 Prozent der 140 bewertbaren Ziele besteht Aussicht, bis dahin erreicht zu werden, und fast 30 Prozent, darunter soziale Gerechtigkeit, „entwickeln“ sich sogar rückläufig. Dieses spezielle Scheitern sei programmiert gewesen, da die UN zugleich Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum fordere, Ziele, die unvereinbar seien, weil „das Streben nach immer mehr für die gegenwärtige Weltproblemlage mitverantwortlich, wenn nicht grundlegend ursächlich ist“. Die tiefere Ursache für das Versagen der UN auf den meisten weltpolitischen Aktionsfeldern sieht Denk jedoch in einem architektonischen Konstruktionsfehler (Blätter für deutsche und internationale Politik, 2/2024). Die UN sei nur eine zwischen 193 souveränen Staaten vermittelnde, keine globale Organisation im Sinn einer „Weltregierung“. Erst wenn das Machtmonopol konkurrierender Einzelstaaten zugunsten der UN verschoben würde, ließen sich global verbindliche Regulierungen durchsetzen. Vor allem in der Migrationspolitik, bei der souveräne Staaten Menschen in ihrer Mobilität behinderten. (ob)