© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 16/24 / 12. April 2024

Blick in die Medien
Frühschoppen 2.0
Ludger Bisping

Einige Silberrücken erinnern sich sicher noch an das prähistorische Kult-Fernsehformat „Der internationale Frühschoppen“. Dort plauderten renommierte Journalisten bei Wein und Qualm über die politische Lage des Landes und der Welt.

Ähnlich geht es bei der „Runde der Chefredakteure“ zu, einer monatlichen Youtube-Sendung mit klugen Köpfen und spitzen Federn aus dem rechtskonservativen Milieu. Gastgeber der Runde ist Konrad Markward Weiß, Herausgeber des traditionsreichen Magazins Der Eckart.

In der ersten Sendung vom Jahresbeginn begrüßte der Moderator Bernadette Conrads (derstatus.at), Götz Kubitschek (sezession.de) und Michael Scharfmüller (info-direkt.eu). Es ging unter anderem um alternative Medien, die Gefahr einer „Melonisierung“ und die „Verschwörungstheorie“ als Kampfbegriff. Auch der AfD-Spitzenkandidat für die EU-Wahl Maximilian Krah war inzwischen schon Mitglied der Runde.

Das Format ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer österreichischer Medien.

Das Format ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer österreichischer Medien aus der rechten Alternativszene und soll dementsprechend eine große Bandbreite abbilden. Das gediegene Ambiente der Bibliothek des Wiener Ferdinandihofes bietet dafür einen stilvollen Rahmen. Die Diskussionskultur und das Sprachniveau heben sich wohltuend vom üblichen „Talk“-Gelaber der Zwangsbezahlsender ab. 

Durch den guten Themenmix kommt während der einstündigen Runde der Redakteure keine Langeweile auf. Das Kommentariat ist entsprechend begeistert. Die Zuschauer erhalten interessante Hintergrundinformationen und Einblicke. Auch der Blick von außen auf Prozesse in der bundesdeutschen Gesellschaft ist zuweilen erhellend. Bei der Suche nach Lösungen stochert die Runde allerdings etwas im Nebel.

Und natürlich wird auch vor der Kamera Wein getrunken und geraucht wie damals beim legendären Frühschoppen mit Werner Höfer. Bei den Zugriffszahlen ist noch ordentlich Luft nach oben, aber das kann ja nach erst drei Ausgaben noch werden. Schön wäre bloß, wenn man nicht einen ganzen Monat auf die nächste Folge warten müßte.