Eine Geschichte, wie sie alle Richard-Wagner-Freunde kennen und lieben: Ort der Handlung ist die Gralsburg, eine Haftanstalt mit den Gralsrittern als Gefängnisinsassen, Amfortas als ihr Anführer, Gurnemanz tätowiert seine Mithäftlinge. Zum weiteren Personal des Stücks gehören die Lifestyle-Journalistin Kundry, die für eine Magazinreportage in dem Gefängnis Fotos macht und später im Büro ihren Chefredakteur Klingsor erschießt, sowie natürlich der titelgebende, in diesem Fall sogar doppelte Parsifal, ein „damaliger“ als bloßer Pantomime und der gegenwärtige, der den weißen Schwan, einen Mithäftling, in der Dusche niedermetzelt. Außerdem gibt es jede Menge Videoprojektionen von Strafgefangenen und ihren Tätowierungen. So inszenierte der russische Theatermacher und Dissident Kirill Serebrennikov aus seinem Moskauer Hausarrest heraus Wagners letzte Oper, das Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ an der Wiener Staatsoper; die Premiere fand im April 2021 coronabedingt ohne Livepublikum statt.
Drei Jahre später nun gibt es von dieser sehr eigenwilligen Regiearbeit hinter Gittern eine Tonaufnahme auf vier CDs. Hauptsächlich geschuldet dürfte das der Top-Besetzung sein. Startenor Jonas Kaufmann singt überzeugend den Parsifal, Georg Zeppenfeld als Gurnemanz ist als Wagner-Interpret stets eine sichere Bank, doch überstrahlt werden beide hier von der lettischen Mezzopranistin Elīna Garanča in ihrem grandiosen leidenschaftlich-fulminanten Kundry-Rollendebüt. Philippe Jordan dirigierte das Wiener Staatsopernorchester souverän.
Richard Wagner Parsifal 4 CDs mit Beiheft Sony Classical 2024 www.sonyclassical.de