Selbst Einrichtungen der Spitzenforschung wie die Institute der Max-Planck-Gesellschaft fühlen sich mehr und mehr der Politik als der Wissenschaft verpflichtet. Wie die Zwischenergebnisse der Projekte dokumentieren, die sich in den MP-Instituten zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht (Freiburg), für Bildungsforschung (Berlin) und für Mathematik in den Naturwissenschaften (Leipzig) derzeit dem Phänomen der „Echokammern in den sozialen Medien“ widmen. Die enorme Resonanz, die vor allem das Social-Media-Team der Alternative für Deutschland bei jugendlichen Nutzern der chinesischen Plattform TikTok finde, beweise, wie in solchen sozialen Echokammern primär das verbreitete Bedürfnis nach einem „geschlossenen Weltbild“ befriedigt werde. Die dort transportierten provokanten Inhalte, „Propaganda, Hatespeech und Falschinformationen“, seien kein Beitrag zur Debattenkultur, sondern erschütterten das Vertrauen in demokratische Institutionen und „die Demokratie“ als Ganzes. Erstaunlich ist, wie hier auf der Hochebene deutscher Wissenschaft politische Prämissen die simple Einsicht in die Reihenfolge von Ursache und Wirkung blockieren. Denn nicht eine katastrophale Politik untergräbt für die MPI-Forscher seit spätestens 2015 den pluralistischen, demokratischen Rechtsstaat, sondern die Kritik derer, die sich dagegen wehren und in den „Filterblasen“ der sozialen Medien ein Ventil gefunden haben, um das „geschlossene Weltbild“ der Blockparteien, das die Echokammern der GEZ-Sender und der ebenso systemfrommen Presse boten, in Frage zu stellen (Max Planck Forschung, 1/2024). (wm) www.mpg.de/maxplanckforschung