Mit Speck fängt man Mäuse, weiß der Volksmund. Wobei der Speck auch mal Schokolade und die Mäuse künftige Wähler sein können. Doch sogar wenn man der regierenden SPD in Mecklenburg-Vorpommern keine unlauteren, also auf langfristigen Stimmenfang ausgelegte Motive unterstellt, hätte die Partei sich dieses Sprichworts entsinnen sollen, um die Entrüstung zu vermeiden, die sie mit ihrer jüngsten Aktion hervorgerufen hat. Etwa 700 Schokoladen-Osterhasen in einem Beutel samt Logo der SPD und Bildern von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sowie ihrer Parteifreundin Reem Alabali-Radovan hatten emsige Mitarbeiter in neun Schweriner Kindergärten verteilt. Kritiker sehen darin eine Verletzung der Neutralitätspflicht in staatlichen Behörden. Er frage sich, „wie die Ministerpräsidentin auf so eine absurde Idee kommen konnte. Sieht sie die eigenen Felle davonschwimmen, so daß sie sich zu dieser parteipolitischen Verzweiflungstat hinreißen ließ?“, meinte beispielsweise der Landesgeschäftsführer des Bundes der Steuerzahler, Sascha Mummenhoff. Auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kam Unverständnis für die Aktion der Sozialdemokraten. Parteiwerbung gehöre nicht in Kindertagesstätten. Was die SPD-Mitarbeiter gemacht hätten, sei mindestens „instinktlos“. Es müsse gefragt werden, wie die Situation bewertet worden wäre, wenn die AfD das gleiche getan hätte. Tatsächlich war es im Frühjahr 2018 zu einem ähnlichen Vorfall gekommen. Damals landeten AfD-Werbe-Gummibärchen in einer Kita bei Pasewalk. Allerdings hatten Mitarbeiter die Süßigkeiten vorher ausgepackt, so daß sie ohne Parteilogo bereit lagen. Erst nachdem die Verpackungen im Müll entdeckt wurden, war der Skandal da. Die Aktion der AfD sei „geschmacklos und moralisch bedenklich“. Meinte damals – die SPD.