Im beschaulichen Wangen im Allgäu sticht am hellichten Tag ein Syrer ein kleines Mädchen in einem Supermarkt nieder. Nur wenige Tage später stellt die Bundesinnenministerin in Berlin die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2023 vor. „Deutschland ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt“, möchte Nancy Faeser (SPD) vorweg betonen. Dann folgt Klartext: Die Zahl der Gesamtstraftaten steigt, Gewaltkriminalität ist auf einem Rekordwert, und Tatverdächtige sind vermehrt Nichtdeutsche.
Ganze 5,6 Millionen Vergehen zählten Bund und Länder im vergangenen Jahr. Das sind 4,4 Prozent mehr als 2022. Verstöße gegen das Ausländerrecht – wie zum Beispiel illegale Einreisen – sind darin nicht enthalten. Insgesamt ermittelten die Sicherheitsbehörden mehr als zwei Millionen Tatverdächtige. Darunter befanden sich knapp 700.000 Nichtdeutsche, was einem Zuwachs von 13,5 Prozent entspricht. Somit machten ausländische Staatsbürger mehr als ein Drittel aller ermittelten Tatverdächtigen aus.
Besitzt ein Tatverdächtiger den deutschen und einen anderen Paß, wird er automatisch als Deutscher registriert. Laut jüngsten Zahlen vom Statistischen Bundesamt machen Ausländer 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus. Ein Migrationshintergrund wird von den Sicherheitsbehörden nicht erfaßt. Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen befanden sich rund 180.000 Asylmigranten (Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge, illegal Eingereiste und ähnliche).
Die Gewaltkriminalität kletterte auf ihren höchsten Wert im Betrachtungszeitraum seit 2009. Hier registrierten die Behörden rund 214.000 Fälle – plus 8,6 Prozent. Einen Rekord erzielte gefährliche und schwere Körperverletzung mit 154.000 Fällen – plus 6,8 Prozent. Unter den ermittelten Tatverdächtigen stieg der Anteil der Ausländer um 14,4 Prozent auf 63.000 Personen an.
Demnach machten Ausländer bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung 41,2 Prozent der Tatverdächtigen aus. Ein historisches Hoch erklomm ebenfalls die Zahl der vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen mit fast 430.000 Fällen – plus 7,4 Prozent. Dafür wurden rund 342.000 Tatverdächtige identifiziert, wovon circa 118.000 ausländische Staatsbürger sind – ein Drittel.
Bei wenigen Delikten gibt es keinen Anstieg der Fälle
Raubdelikte stiegen um mehr als 17 Prozent auf 45.000 Taten an. Zugleich wuchs hier der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen um 22,4 Prozent (oder 2.700 Personen) auf nunmehr 46 Prozent. Fast jeder zweite Tatverdächtige bei Raubdelikten besaß damit keine deutsche Staatsangehörigkeit. Wem das zu heftig ist, der versuchte sich an Diebstahl. Die Behörden registrierten einen Zuwachs der Fälle bei Wohnungseinbruch (plus 18,9 Prozent), Autodiebstahl (plus 17,5 Prozent), Ladendiebstahl (plus 23,6 Prozent) und Taschendiebstahl (plus elf Prozent). Insgesamt wurden 424.000 Tatverdächtige ermittelt. Darunter etwa 187.000 Ausländer, was im Vergleich zum Vorjahr einen Sprung von 22,8 Prozent bedeutet. Somit machten Nichtdeutsche im vergangenen Jahr 44 Prozent aller Tatverdächtigen bei Diebstahldelikten aus.
In wenigen Deliktskategorien stagnierte die totale Zahl der Fälle. Etwa Beleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Mord und Straßenkriminalität. Die Statistik änderte sich trotzdem. Exemplarisch: Die Zahl der des Mordes verdächtigten Ausländer stieg um 10,2 Prozent. Der Anteil deutscher Tatverdächtiger hingegen sank um 1,5 Prozent. Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung registrierten die Behörden in 12.186 Fällen – plus 2,4 Prozent. Ausländer machten mit 3.834 rund ein Drittel aller Tatverdächtigen aus. Ihr Anteil stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent. 6.461 deutsche Tatverdächtige wurden ermittelt – plus 1,5 Prozent. Opfer von Straftaten wurden 1,25 Millionen Personen, wobei es zu Dopplungen kommen kann, wenn eine Person mehrfach Opfer von Straftaten wird. Mit 75 Prozent handelte es sich bei der deutlichen Mehrheit der Opfer um Deutsche.