Es gibt kein gutes Bild ab, wenn die Polizei sprichwörtlich die Hosen runterlassen muß. Mit einem provokanten Video machte die Deutsche Polizeigewerkschaft in Bayern kürzlich auf ein echtes Problem aufmerksam. Beamte, die in Unterhosen aus einem Streifenwagen steigen und sich fragen: „Und, wie lange wartest du schon?“
Gar nicht zum Lachen sei das, findet der Landesvorsitzende Gewerkschaft, Jürgen Köhnlein: „Wir sind mittlerweile in einem Bereich angekommen, wo unsere Kolleginnen und Kollegen nicht mehr adäquat – sprich: mit einer anständigen Uniform – ausrücken können.“ 21 Uniformteile könnten aktuell gar nicht oder nur mit großer Verzögerung geliefert werden. Hosen, Jacken und Mützen seien seit gut einem Jahr nur mit Wartezeiten von mehreren Monaten lieferbar. Ersatzkleidung, die Erstausstattung bei Neueinsteigern oder bei einem Wechsel von der Kriminal- zur Schutzpolizei seien ebenfalls nicht zeitnah verfügbar, moniert die Standesvertretung.
Der Zeitpunkt zur Veröffentlichung des Videos war dabei kein Zufall, sondern eine bewußte Entscheidung. „Wir haben einfach nicht mehr gewußt, wie wir auf die Thematik hinweisen sollen. Der 1. April war ein guter Termin zum Wachrütteln“, sagte Köhnlein. Viele der Kollegen würden sprichwörtlich mit dem letzten Hemd arbeiten. „Wir wollen verhindern, daß man irgendwann die Winterhose im Sommer tragen muß“, sagt Köhnlein.
Die Gründe für die Lieferengpässe sind dabei vielschichtig. So haben die bayerischen Uniformen spezielle Anforderungen, was die Farbe betrifft. Oft gebe es auch Qualitätsmängel bei den gelieferten Stücken. Bei der Bundespolizei läuft die Sache wohl etwas besser, was auch mit regionalen Befindlichkeiten zusammenhängt. Denn die Bayern werden bisher aus einem Logistikzentrum in Niedersachsen versorgt. Da im fränkischen Hof derzeit eine eigene Logistik aufgebaut wird, hat die Gewerkschaft eine nachlassende Hilfsbereitschaft bei den norddeutschen Kollegen festgestellt. Abhilfe soll nun das Münchner Innenministerium schaffen, doch das hat nur einen begrenzten Handlungsspielraum. Und dort begründet man das Problem mit gestörten Lieferketten, auch durch den Krieg in der Ukraine. Die Schwierigkeiten bestünden aber schon seit der Corona-Pandemie. „Die Lieferengpässe bei Uniformteilen sind für uns ein großes Ärgernis“, teilte ein Ministeriumssprecher mit. Die Einsatzfähigkeit der Polizei im Freistaat sei aber „vollumfänglich gegeben. Alle uniformierten Polizistinnen und Polizisten bekommen ein umfangreiches Sortiment zur Erstausstattung, unter anderem mit verschiedenen Diensthosen und Jacken für verschiedene Witterungsbedingungen“, heißt es weiter.
Doch bis die Bayern endlich diese Hosen wieder selbst anhaben, dürfte es noch dauern. Die Bauphase in Hof wird bis 2030 dauern, frühestens 2027 könne die bayerische Polizei damit beginnen, ihre Dienstkleidung selbst zu beschaffen. Für Köhnlein ist das keine befriedigende Situation: „Wir wollen keine Mangelverwaltung“, erklärt er und fordert eine schnelle Abhilfe gegen die Lieferschwierigkeiten: „Sonst müssen wir blankziehen und mit zerschlissenen und aufgeschlitzten Uniformen zur Arbeit kommen.“