© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/24 / 05. April 2024

Haltungsnote
Überall Nazis! Überall!
Gil Barkei

Pinke Vielfaltsleibchen, Ausverkauf einer Sponsorentradition und jetzt eine skurrile Jagd auf vermeintlich verfängliche Symbole aus der dunklen Vergangenheit. Der DFB hat sich vollends von der bundesweiten „Überall Nazis!“-Paranoia anstecken lassen. Weil die 4 auf dem Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft angeblich der „Siegrune“ ähnelt, arbeitet der Verband gerade an einem alternativen Design für die Typographie der Rückennummer. Dieses soll dann in Abstimmung mit der Uefa offiziell für die Heim-EM angepaßt werden. Bei den jüngsten DFB-Testspielen gegen Frankreich (2:0) und Holland (2:1) trug Jonathan Tah die 4, Debütant Maximilian Beier die 14. Beide lösten damit Schnappatmung bei manchen Zuschauern aus, die im eingeübten bundesrepublikanischen Verfolgungswahn sofort an die Erkennungszeichen des Deutschen Jungvolk und der Schutzstaffel im Dritten Reich denken mußten. 

Anstatt die irre Panikmache müde beiseite zu lächeln, „genügt“ dem DFB „allein die öffentliche Diskussion, daß es eine optische Nähe geben könnte“, um eine Änderung der Nazi-Nummer anzuleiern. Eine offizielle 44 ist zwar ohnehin nicht im Kader eingeplant, aber was ist, wenn böse Zuschauer SS-Schabernack bei der Fantrikot-Individualisierung treiben? Entsprechend bereits im Online-Shop bestellte Jerseys werden nicht ausgeliefert. Eine personalisierte Bepflockung ist bis auf weiteres nicht möglich.